Pannesheider Geschichten dritter Teil



Teil 3 von 3
Pannesheider Geschichten von Therese Schiffgens 

Anregung mit zu forschen und zu berichten

Liebe Besucherinnen und Besucher,
Therese Schiffgens sammelte Pannesheider Geschichten. 1983 wurden sie in den Pfarrbriefen der Pfarre St. Barbara veröffentlicht. Die Pannesheider waren damals über vieles sehr erstaunt.
Die Geschichtsfreunde und Heimatkundler des Heimatvereins haben entgegen der Gepflogenheiten die Texte ungeprüft  übernommen; lediglich etwas übersichtlicher gegliedert. Bei "Haus Heyden" finden Sie Bilder in der rechten Spalte. Zum Text "Kriegszeit" machen wir keine Anmerkungen.
Wenn Sie als Bestätigung oder Ergänzung etwas wissen, dann kontaktieren Sie uns bitte. Wir werden Ihr Wissen dann in den Bericht einbringen, damit er immer "perfekter" und "kompletter" wird.  
Sie wissen - wenn Sie alte Bilder von Pannesheider oder Kohlscheider Ansichten besitzen, dann freuen wir uns über jede Genehmigung oder Spende.
Nun viel Freude beim Lesen, Stöbern und Forschen in Ihren Quellen.

links ist der Text von Therese Schiffgens aus 1983/84
rechts sind die Anmerkungen und Fotos:

Haus Heyden

Unweit vom 0rtskern Pannesheide gelangt man durch den Heydener Wald zu einer Eichenallee, die zur romantischen Burg “Haus Heyden“ führt. Es war eine uralte Wasserburg.

Zeugnisse der Besitzer von Haus Heyden

Schon im Jahre 1288 wurde „Haus-Heyden“ erwähnt und war schon zu dieser Zelt ein fertig gebauter Rittersitz. Urkundlich wurde er erst im Jahre 1361 erwähnt.

Das Wappen

Vor uns sehen wir die erste Vorburg mit rundem Torbogen, wo heute noch das in Stein gehauene Wappen der Herren von Bongart mit der Jahres zahl 1656 sichtbar ist. Ebenfalls sind noch die Rollen der früheren Zugbrücke dort zu sehen. An der Süd-West-Seite der Vorburg steigt ein schöner Rundturm aus dem Wiesengelände auf. D1e untere Hälfte ist aus Bruchsteinen und die obere Hälfte aus Ziegelsteinen gebaut, hier und da mlt Steinkugeln durchsetzt und mit Schießschächten versehen. Das Ganze wird von einer steilen, geschieferten Barockhaube gekrönt.
Über den beiden Haustüren im ersten Vorhof sind ebenfalls die Wappen des stolzen Geschlechts derer von Bongart, die identisch sind mit dem Wappen am Torbogen (Haupteingang). Das gleiche Wappen ist auch über dem Eingang der Kirche St. Heinrich in Horbach in Stein eingehauen.

Das Allianzwappen

Ebenfalls ist am Turm der ersten Vorburg ein sogenanntes Allianzwappen, d.h. die Schilde eines Ehepaares in Stein eingemeißelt. Die von Bongartsche Stammtafel gibt Aufschluss über die Persönlichkeit der Errichter dieser Wappentafel. Es sind Wilhelm von dem Bongart zu Berghausen, Herr zur Heyden und Blyt, der Enkel des Stifters der Linie von dem Bongart zur Heyden und seiner Gemahlin Maria von Eynatten aus dem Hause Neuerburg bei Gü1pen.

Der Aufbau der Ritterburg

Diese Wehranlage ist wohl eine der größten im Aachener Raum und wurde im 3o-jährigen Krieg schwer beschädigt. Die beiden Vorburgen wurden Mitte des 17. Jahrhunderts restauriert.
Der Hof ist ein großes unregelmäßiges Viereck und ist eingefasst von Wirtschaftsgebäuden und Stallungen. Das Wirtschaftsgebäude ist auf alten schräglaufenden Fundamenten errichtet und trägt die Jahreszahl 1691, die in Eisenstäben eingelassen sind. Die Fenster des Wohnhauses des Gutsverwalters sind heute noch mit Eisenstäben versehen, ebenfalls waren die Türen innen schwer verriegelt. Sie dienten zum Schutze gegen die Bockreiter, welche 1742 hingerichtet wurden.
Vom Innenhof aus sehen wir die restlichen Ruinen der Hauptburg. Um zu dieser Burg-Ruine zu gelangen muss man durch eine zweite Vorburg gehen. Es ist ein aus roten Backsteinen erbauter Rundturm mit Torbogen, der in seiner äußeren Form dem Eckturm der ersten Vorburg ähnlich sieht. Noch zu erkennen sind auch hier die Rollen der Zugbrücke. Der Torbogen wurde laut Inschrift 1624 renoviert. Im Turm ist eine Wendeltreppe, die zu zwei Zimmern führt, welche zu früheren Zelten den Wächtern der Zugbrücke dienten.
Im zweiten Hof ist an der rechten Seite ein Gesicht in Stein gehauen und an der linken Seite eine Traube. In einem der Räume befindet sich noch ein Backofen der 3 m breit und 3 m tief ist. Er stammt aus dem Jahre 1618. Bis zum zweiten Weltkrieg wurde hier noch immer regelmäßig gebacken. Er kann bis auf den heutigen Tag noch gebraucht werden.
Kommen wir zur Burg-Ruine. Es sind noch klägliche Überreste der einst so stolzen und majestätischen Burg zu sehen. Die Burg war erhöht gebaut und ohne Keller. Der Wohnbereich ist noch gut zu erkennen und war dreigeschossig. An der linken Seite ist heute noch der große offene Kamin sichtbar, der auch in den oberen Räumen vorhanden war. In den
wuchtigen  1,5 bis 2 m dicken Mauern sind die großen Fenster mit gemauerten Sitzbänken noch gut zu erkennen.
Die Burg besaß vier mächtige Türme, die mit Wehrgängen und -brücken verbunden waren. Seitlich der Burg ist eine Brücke noch sehr gut erhalten, während von den anderen Brücken an der hinteren Außenwand nur noch die Ansätze übrig geblieben sind.
Bei Überfällen oder zu Kriegszeiten diente die Burg a1s letzte Zufluchtsstätte. Da die Burg hoch gebaut war, konnte sie nur mit Leitern erreicht werden, die dann bei einem Überfall eingezogen wurden, um so eine bessere Abwehrmöglichkeit zu haben. Die Burg war von einer Mauer und von Wassergräben umgeben, welche beide zum Schutz dienten.

Die Herrscher auf Burg Heyden

Herzog Wi1helm II von Jülich, der die Herrschaft über das „Ländchen zur Heyden“ besaß, übertrug die Unterherrschaft „Haus Heydens“ dem Ritter Godart von Bongart im Jahre 1361. 
Auf der Burg Heyden, waren u.a. die Adelsgeschlechter von Bongart, von Gronsfeld, von Merode Rimburg, von Schoenrode, von Bergerhausen und von Leerodt.
1666 begannen die Raubkriege des französischen Königs Ludwig XIV. Etwa 1683 schießen die Franzosen die Burg zu Heyden in Brand und machen sie zur Ruine, als welche sie heute noch zu sehen ist.

Aktueller Gutsbesitzer

Heute dient das Landhaus als Wohnhaus der heutigen Gutsbesitzer, Herr Stephan und Frau Ursula von Andreae. Als Gutsverwalter ist die Familie Vincken seit 1929 auf dem Hofe tätig, z.Z. Herbert Vincken.

Foto E. Hallmann; Ruine mit Weiher von Amstelbach aus gesehen

(c) Heimatverein Haus Heyden; Torbogen 1953

Wappen

Foto E. Hallmann Wappen mit Löcher für Seilführung der Hängebrücke

aus Festschrift 725 Jahre St. Sebastianusschützen 2013; Allianzwappen

Hof Haus Heyden

(c) Heimatverein; Hof mit Torbogen zum zweiten Hof, 1953

Applikation im Innenhof

 Foto E. Hallmann; Innenhof sogenannte  Traube, vermutlich aber Pinienzapfen

Ruine Burg Heyden

aus Buch "Richterich von 1972"; Ruine nicht renoviert

restaurierte Ruine

Foto E. Hallmann; Haus Heyden, Ruine 2021; gut zu erkennen die Mauerstärken und die Geschoße

Heutiger Eigentümer der Geamtanlage ist Meino Heyen. Er hat in den vergangenen Jahren die Ruine und die Gebäude sanieren lassen.

Wir können auch nicht alle Fehden aufzählen, die sich rundum die Burg Heyden abspielten. Einiges hierzu im Beitrag Haus Heyden

Die Bongarts und die Kapelle in Horbach

Wie schon erwähnt, ist nicht nur das Bongartsche Wappen über dem Eingang der Kirche in Horbach vorhanden, sondern das ganze Portal
erinnert an die hochherzigen Stifter der Herren zur Heyden.
Um 1500 wurde eine neue Kapelle in Horbach errichtet. Ein großer Teil der Kosten wurde von den Herren zur Heyden bestritten.
Wilhelm der III von Bongart ließ die Kapelle, nachdem sie 52 Jahre in Trümmern gelegen hatte, 1632 in gotischem Stil wieder errichten.
Die 1632 neu errichtete Kapelle war 1634 aus unbekannten Gründen noch nicht geweiht. Johann Heinrich zur Heyden wünschte deshalb in seinem Testament, dass  die Kapelle, die er als Muttergotteskapelle bezeichnete (was demnach die alte Bezeichnung war), unter dem Titel "Maria Anna“,  Kaiser Heinrich II., seines Namenspatrons, geweiht wurde. Johann Heinrich zur Heyden vermachte der Kapelle sein Erbteil und alle ihm nach seinem Tode noch zustehenden Einkünfte.
Nun hatte Horbach nach dem Tode des hochherzigen Stifters 1636 eine kleine Kapelle für Gottesdienste, war aber keine selbstständige Pfarre.
Auch andere Geschenke erhielt die Horbacher Kapelle von den Familien von Bongart oder deren Anverwandten.
So wurde 1732 ein noch heute erhaltener kostbarer blauer Chormantel von derer von Bongart gestiftet.
Ein Ziborium (Gefäß mit Deckel zur Aufbewahrung der Hostien) in barockem Stil wurde 1735 gestiftet.
1743 stiftete Johann Hugo von Bongart und seine Gemahlin Maria Josina von Hochsteden eine von einem Augsburger Meister angefertigte Sonnenmonstranz.
Angeblich ist der Taufstein des 17. Jahrhunderts aus der Heydener Schloßkapelle in die Kapelle in Horbach übernommen worden.
Aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt ein Meßpult aus Eichenholz mit dem von Bongartschen Wappen. 
1845 wurde die Kapelle erweitert. Bauholz und den Bodenbelag stiftete Freiherr Ferdinand von Bongart zu Pfaffendorf; das erste Holz aus seinen Horbacher Waldungen.
Man kann heute noch an der Kirche in Horbach erkennen, dass am unteren Teil noch Überreste von der früheren Kapelle mit eingearbeitet wurden.
Ebenfalls sind alle erwähnten Kostbarkeiten noch in der St. Heinrich Kirche bis auf den heutigen Tag erhalten. 
Die Familie von Bongart war noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Haus Heyden ansässig.
Der Herr Generaldirektor Westermann erwarb um 1925 Haus Heyden von der Familie von Bongart. Erwähnenswert ist auch, daß der Herr Generaldirektor Westermann durch seine Restaurierungsarbeiten dem Verfall dieser historischen Stätte Einhalt geboten hat.
Er hat im Jahre 1934 bis 35 ein Landhaus erbaut, in das die restliche Hinterwand der Kapelle, die ebenfalls zur Burg gehörte, und ein Teil des Turmes der Burg mit eingebaut wurden.
Das neue Landhaus wurde auf dem ehemaligen Keller der Kapelle erbaut, welcher mit einem wuchtigen Tonnengewölbe versehen ist.
Im Haus ist im offenen Kamin eine Kaminplatte aus dem Jahre 1651 eingebaut, welche das Bongartsche Wappen trägt.
Portal Kirche Horbach

Foto E. Hallmann; Portal Kirche St. Heinrich in Horbach

Kirche Horbach

Foto E. Hallmann; St. Heinrich Horbach; im unteren Teil sind Steine der alten Kapelle verarbeitet

Wappen Heyden

Foto E. Hallmann; Wappen über dem Eingang der Kirche in Horbach

Wir hatten wegen Corona leider nicht die Möglichkeit, die Schätze der Kirche in Horbach zu sehen. Wir bleiben aber neugierig. Wenn wir Fotos haben, werden sie hier eingefügt.


Auch das genannte Landhaus konnten wir noch nicht genau bestimmen. Wer kann hier helfen?

Bitte unter Kontakte melden.

Die Seidenproduktion

Es war auch ein Lehrschulgarten vorhanden. Herr Hauptlehrer Hermann Koch erteilte Unterricht - eine Gartenbaustunde in Theorie und Praxis.
Am 19. Oktober 1934 wurden zur Einführung des Schulgartens 300 Stück Maulbeerpflanzen gesetzt, die zu 9o % gewachsen sind. Im Sommer 1939 kann voraussichtlich mit der Seidenraupenzucht begonnen werden.
Die Schule hatte den Auftrag Seidenraupen zu züchten, um daraus Seide für Fallschirme zu gewinnen. Diese Aufgabe übernahm Herr Hauptlehrer Koch, der zu diesem Zweck eine Maulbeerhecke im Schulgarten anpflanzte. Am 3. Juni 1940 treffen die Seidenraupeneier ein, die kleinen Räupchen schlüpfen bald aus und gedeihen mit jedem Tag.
Am 16. Juni 1942 schlüpfen etwa 95 % der Seidenraupen aus; die Witterung ist ungünstig und die Raupen entwickeln sich nur allmählich. Es entsteht Futtermangel. Maulbeerblätter wurden von den Sträuchern im Schulgarten geholt.
Seidenraupen

Foto E. Hallmann; So hätte sie ausgesehen, die Zuchtstation

Auf dem weißen Weg in Berensberg ist ein Hügel mit Maulbeerbäumen zu sehen.

Kriegszeit

Bei Ausbruch des Krieges am 2. September 1939 zog viel Militär über die Umgehungs- und Roermonder Straße in Richtung Aachen. Unser Schulbezirk wurde, da wir außerhalb der Befestigungszone wohnten, kaum vom Militär berührt. Einquartierungen gab es gar nicht, nur bei Heinrich Jansen (Gaststätte) lagen Grenzschutzsoldaten, die gleichzeitig auch Zollstreifendienst versahen.
Die nahgelegene holländische Grenze wurde im November 1939 durch den Arbeitsdienst im Bereich der bewohnten Ortschaften durch einen 2,5o m hohen, starken Maschendraht abgeriegelt. Infolge des Kriegsausbruches sind die Ferien verlängert. Der Unterricht beginnt am 22. September 1939.
Weil nur ein kleiner Luftschutzraum vorhanden ist, wird so unterrichtet, dass  jeweils eine Klasse in der Schule ist. Die Unterrichtszeit läuft durchgehend von 8 Uhr früh bis nachmittags 16.00 Uhr.
Während des Winterhalbjahres 1940 wurden stets zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet. Trotz der großen Kälte und der Kohlennot brauchte der Unterricht nicht auszufallen.
Am 15. April 1940 bewilligte der Volksbund für das Deutschtum im Ausland für die reichsdeutschen  Kinder aus Bleyerheide (Holland) 75 Reichsmark zur Beschaffung von Lehrmitteln und 75 Reichsmark zur Erweiterung der Schülerbücherei.
In der Frühe des 1o. Mai 1940 begann der Einmarsch in Holland. Viele hundert Flugzeuge „brausen“ über unser Dorf hinweg nach Holland.
An der Siedlung Mühlenbach ziehen in Richtung Horbach viele Militärfahrzeuge aller Art vorbei.
In der Schule ist an diesem Morgen nicht viel zu wollen. Gegen 10:00 Uhr wandern die Lehrpersonen mit den Schulkindern zur Siedlung, um den Durchmarsch der Truppen zu sehen.
Am 1o. Mai 1940 kamen abends hier die ersten Kriegsgefangenen aus Holland an der Roermonder Straße am Zollamt an.
Die ersten Bomben wurden auf die Zeche Spekholzerheide (Holland) in der Nacht zum 14. Mai 1940 geworfen. Am 18. Mai 1940 ist Holland in deutscher Hand. Eupen und Malmedy werden auch wieder ins Reich eingegliedert. Die 20-jährige Fremdherrschaft der Belgier ist zu Ende.
Eine Kompanie Luftlandetruppen wurde am 8.6.1940 hier in Pannesheide einquartiert, es erhielt fast jedes Haus Einquartierung. Die Bewohner taten ihr Bestes, es war die erste Einquartierung. Die Soldaten zogen frühmorgens am 10.6.40 weiter nach Lüttich.
Am 17. August 1941 wurden 35 Kinder in die Schule aufgenommen - 18 Knaben und 15 Mädchen.
Folgende Lehrpersonen unterrichteten zu diesem Zeitpunkt in Pannesheide:  Herr Hauptlehrer Hermann Koch, Lehrerin Therese Niehsen, Lehrerin Adele Rothkranz, Lehrer Paul Büttgenbach.
Die Mädchen und Knaben aus Bleyerheide (Holland), die zu dieser Zeit die Schule in Pannesheide besuchen, werden am 15. August 1942 der deutschen Schule in Kerkrade (Holland) zugewiesen.
Dadurch zählt die Schule nur noch 86 Knaben und 82 Mädchen, insgesamt 168 Schüler.
In der Frühe des 15. Januar 1943 wurden durch feindlichen Bombenabwurf mehrere Fensterscheiben in den Schulsälen und im Treppenhaus zertrümmert.
Auch in der Pannesheider-, Stegel-  und Heydenstraße wurden viele Fensterscheiben zertrümmert. Sogar einige Fensterrahmen wurden durch starken Luftdruck herausgeschleudert. In der Stegelstraße waren in mehreren Häusern Decken eingestürzt und einige Dächer stark beschädigt. Es mussten mehr als 500 Fensterscheiben ersetzt werden. In der Hillko, Roermonder Straße waren zwei große Schaufenster eingedrückt.
Nach militärischen Ermittlungen handelte es sich um ein 1800 kg schweres Lufttorpedo, welches hinter der Stegelstraße im Feld niederging und explodierte.
Am 27. März 1943 wurden 1o Knaben und 11 Mädchen hier aus der Schule entlassen.
Im Frühjahr und Sommer 1944 war für die Schule eine schwere Zeit. Durch Fliegeralarm wurde der Unterricht sehr oft gestört. Der Alarm dauert oft über zwei Stunden. Es kam oft vor, dass die Kinder nach der Entwarnung wieder in ihre Klasse zurückkehrten und die Sirenen ertönten aufs Neue. Ein geregelter Unterricht konnte nicht mehr abgehalten werden.
Die Schule wurde am Samstag, dem 29.August 1944 geschlossen. Vorläufig fiel der Unterricht aus. Hitler Jugend aus Köln - Süd bezog noch am Samstagnachmittag des gleichen Tages die hiesige Schule. Fast alle Bänke wurden auf den Schulhof gesetzt. Für die Schulsäle musste ein hier ansässiger Bauer Stroh liefern. Die Hitler Jugend wurde zum Bau von Schützen und Panzergräben eingesetzt. Die Schränke in den Klassenräumen wurden aufgebrochen und alles durcheinander gebracht. Als nach etwa 10 Tagen die Säle wieder frei wurden, fand man ein wüstes Durcheinander vor.

Evakuierung

In der Nacht vom 11. zum 12. September 1944 begann eine schwere Zeit. Die SA-Männer holten die Kranken und alten Leute, sowie die Mütter mit Kindern aus ihren Häusern. Mit Autobussen und Lastwagen wurden alle von hier nach Eschweiler transportiert. Viele kamen von dort  aus nach Wiedenbrück ( Westfalen).
Ein großer Teil der Bevölkerung hielt sich im Haus verborgen, um nicht von der SA entdeckt zu werden. Bald war im Dorf Ruhe, man atmete auf, dass man hierbleiben konnte.
Im Oktober 1944 hatte das deutsche Militär die Roermonder Straße - Hillko - Krauthausen - , die Pannesheider Straße und Umgehungsstraße stark vermint. Es war lebensgefährlich, diese Straßen zu begehen.
Viele Bombengeschwader zogen  über unser Dorf hinweg ins Innere Deutschlands. Abends mussten die Leute im Keller schlafen, da die V-Geschosse über uns hinwegbrausten.
Durch das amerikanische Militär, welches allmählich unser Dorf besetzte, mussten einige Häuser geräumt werden.
Im Hause von Zahnarzt Dr. Beck wurde ein Frontkino eingerichtet. Das Haus wurde stark verwüstet.
Wir waren jetzt Selbstversorger. Das Brot holten wir uns in Beckers Mühle (Horbach). Auch von Kohlscheid kamen viele nach Beckers Mühle um Brot zu holen. Es fanden viele Notschlachtungen statt,  da die Kühe auf der Wiese durch Granatsplitter verletzt wurden, sodass wir unter Lebensgefahr bis Haus-Heyden gingen um Fleisch zu holen.
Wir erinnern uns noch gut, dass wir beim Bauer Savelsberg "Schlange“ standen um 2  bis 3 Pfund Äpfel zu kaufen. Der Hof ist seit Februar 1957 im Besitz von Landwirt und Viehhändler Peter Chorus.
Der Krieg ging allmählich dem Ende zu, doch er hinterließ eine traurige Bilanz. Viele junge Männer aus Pannesheide, welche hier auch zum größten Teil unsere Schule besuchte, mussten ihr junges Leben hingeben und sahen ihre geliebte Heimat nicht mehr wieder. Wir dürfen sie nicht vergessen!

Über die Autorin

Therese Schiffgens war in Pannesheide sehr aktiv. Sie kannte viele Leute, unter anderem aus ihrer Arbeit in der Pfarrgemeinde und im Kirchenvorstand. Beruflich war sie als Schneiderin unterwegs. Sicherlich gab die freundschaftliche Verbindung zu der Lehrerin Adele Rothkranz den Anstoß, die Geschichten aufzuschreiben. 

Unser Dank

  • gilt Therese Schiffgens für die Sammlung und Aufschreibung der Geschichten
  • gilt dem Pfarrer Thoma für die Idee und die Genehmigung zur Veröffentlichung
  • gilt Winfried Simons, dem Archivar des Pfarrarchivs und Mitglied im heimatkundlichen Arbeitskreis des Heimatvereins Kohlscheid, der den Text aufbereitete
  • gilt Marianne Schülke, die den gesamten Text auf Fehler kontrollierte
  • gilt jetzt bereits allen Lesern die Ergänzungen, Berichtigungen und Antworten geben. 
    Bitte hier schreiben


Quellen

  • Archiv Pfarre Christus unser Friede
  • Archiv HV Kohlscheid
  • Internet, Wikipedia

      Zu guter Letzt: Wenn Sie auch Geschichten über Pannesheide oder Bank oder Kämpchen und und und wissen, dann melden Sie sich bei uns. Wir halten gerne alles für kommende Generationen fest.

Hier könnnen Sie uns kontaktieren:

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