Kriegszeit
Bei Ausbruch des Krieges am 2. September 1939 zog viel Militär über die Umgehungs- und Roermonder Straße in Richtung Aachen. Unser Schulbezirk wurde, da wir außerhalb der Befestigungszone wohnten, kaum vom Militär berührt. Einquartierungen gab es gar nicht, nur bei Heinrich Jansen (Gaststätte) lagen Grenzschutzsoldaten, die gleichzeitig auch Zollstreifendienst versahen.
Die nahgelegene holländische Grenze wurde im November 1939 durch den Arbeitsdienst im Bereich der bewohnten Ortschaften durch einen 2,5o m hohen, starken Maschendraht abgeriegelt. Infolge des Kriegsausbruches sind die Ferien verlängert. Der Unterricht beginnt am 22. September 1939.
Weil nur ein kleiner Luftschutzraum vorhanden ist, wird so unterrichtet, dass jeweils eine Klasse in der Schule ist. Die Unterrichtszeit läuft durchgehend von 8 Uhr früh bis nachmittags 16.00 Uhr.
Während des Winterhalbjahres 1940 wurden stets zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet. Trotz der großen Kälte und der Kohlennot brauchte der Unterricht nicht auszufallen.
Am 15. April 1940 bewilligte der Volksbund für das Deutschtum im Ausland für die reichsdeutschen Kinder aus Bleyerheide (Holland) 75 Reichsmark zur Beschaffung von Lehrmitteln und 75 Reichsmark zur Erweiterung der Schülerbücherei.
In der Frühe des 1o. Mai 1940 begann der Einmarsch in Holland. Viele hundert Flugzeuge „brausen“ über unser Dorf hinweg nach Holland.
An der Siedlung Mühlenbach ziehen in Richtung Horbach viele Militärfahrzeuge aller Art vorbei.
In der Schule ist an diesem Morgen nicht viel zu wollen. Gegen 10:00 Uhr wandern die Lehrpersonen mit den Schulkindern zur Siedlung, um den Durchmarsch der Truppen zu sehen.
Am 1o. Mai 1940 kamen abends hier die ersten Kriegsgefangenen aus Holland an der Roermonder Straße am Zollamt an.
Die ersten Bomben wurden auf die Zeche Spekholzerheide (Holland) in der Nacht zum 14. Mai 1940 geworfen. Am 18. Mai 1940 ist Holland in deutscher Hand. Eupen und Malmedy werden auch wieder ins Reich eingegliedert. Die 20-jährige Fremdherrschaft der Belgier ist zu Ende.
Eine Kompanie Luftlandetruppen wurde am 8.6.1940 hier in Pannesheide einquartiert, es erhielt fast jedes Haus Einquartierung. Die Bewohner taten ihr Bestes, es war die erste Einquartierung. Die Soldaten zogen frühmorgens am 10.6.40 weiter nach Lüttich.
Am 17. August 1941 wurden 35 Kinder in die Schule aufgenommen - 18 Knaben und 15 Mädchen.
Folgende Lehrpersonen unterrichteten zu diesem Zeitpunkt in Pannesheide: Herr Hauptlehrer Hermann Koch, Lehrerin Therese Niehsen, Lehrerin Adele Rothkranz, Lehrer Paul Büttgenbach.
Die Mädchen und Knaben aus Bleyerheide (Holland), die zu dieser Zeit die Schule in Pannesheide besuchen, werden am 15. August 1942 der deutschen Schule in Kerkrade (Holland) zugewiesen.
Dadurch zählt die Schule nur noch 86 Knaben und 82 Mädchen, insgesamt 168 Schüler.
In der Frühe des 15. Januar 1943 wurden durch feindlichen Bombenabwurf mehrere Fensterscheiben in den Schulsälen und im Treppenhaus zertrümmert.
Auch in der Pannesheider-, Stegel- und Heydenstraße wurden viele Fensterscheiben zertrümmert. Sogar einige Fensterrahmen wurden durch starken Luftdruck herausgeschleudert. In der Stegelstraße waren in mehreren Häusern Decken eingestürzt und einige Dächer stark beschädigt. Es mussten mehr als 500 Fensterscheiben ersetzt werden. In der Hillko, Roermonder Straße waren zwei große Schaufenster eingedrückt.
Nach militärischen Ermittlungen handelte es sich um ein 1800 kg schweres Lufttorpedo, welches hinter der Stegelstraße im Feld niederging und explodierte.
Am 27. März 1943 wurden 1o Knaben und 11 Mädchen hier aus der Schule entlassen.
Im Frühjahr und Sommer 1944 war für die Schule eine schwere Zeit. Durch Fliegeralarm wurde der Unterricht sehr oft gestört. Der Alarm dauert oft über zwei Stunden. Es kam oft vor, dass die Kinder nach der Entwarnung wieder in ihre Klasse zurückkehrten und die Sirenen ertönten aufs Neue. Ein geregelter Unterricht konnte nicht mehr abgehalten werden.
Die Schule wurde am Samstag, dem 29.August 1944 geschlossen. Vorläufig fiel der Unterricht aus. Hitler Jugend aus Köln - Süd bezog noch am Samstagnachmittag des gleichen Tages die hiesige Schule. Fast alle Bänke wurden auf den Schulhof gesetzt. Für die Schulsäle musste ein hier ansässiger Bauer Stroh liefern. Die Hitler Jugend wurde zum Bau von Schützen und Panzergräben eingesetzt. Die Schränke in den Klassenräumen wurden aufgebrochen und alles durcheinander gebracht. Als nach etwa 10 Tagen die Säle wieder frei wurden, fand man ein wüstes Durcheinander vor.
Evakuierung
In der Nacht vom 11. zum 12. September 1944 begann eine schwere Zeit. Die SA-Männer holten die Kranken und alten Leute, sowie die Mütter mit Kindern aus ihren Häusern. Mit Autobussen und Lastwagen wurden alle von hier nach Eschweiler transportiert. Viele kamen von dort aus nach Wiedenbrück ( Westfalen).
Ein großer Teil der Bevölkerung hielt sich im Haus verborgen, um nicht von der SA entdeckt zu werden. Bald war im Dorf Ruhe, man atmete auf, dass man hierbleiben konnte.
Im Oktober 1944 hatte das deutsche Militär die Roermonder Straße - Hillko - Krauthausen - , die Pannesheider Straße und Umgehungsstraße stark vermint. Es war lebensgefährlich, diese Straßen zu begehen.
Viele Bombengeschwader zogen über unser Dorf hinweg ins Innere Deutschlands. Abends mussten die Leute im Keller schlafen, da die V-Geschosse über uns hinwegbrausten.
Durch das amerikanische Militär, welches allmählich unser Dorf besetzte, mussten einige Häuser geräumt werden.
Im Hause von Zahnarzt Dr. Beck wurde ein Frontkino eingerichtet. Das Haus wurde stark verwüstet.
Wir waren jetzt Selbstversorger. Das Brot holten wir uns in Beckers Mühle (Horbach). Auch von Kohlscheid kamen viele nach Beckers Mühle um Brot zu holen. Es fanden viele Notschlachtungen statt, da die Kühe auf der Wiese durch Granatsplitter verletzt wurden, sodass wir unter Lebensgefahr bis Haus-Heyden gingen um Fleisch zu holen.
Wir erinnern uns noch gut, dass wir beim Bauer Savelsberg "Schlange“ standen um 2 bis 3 Pfund Äpfel zu kaufen. Der Hof ist seit Februar 1957 im Besitz von Landwirt und Viehhändler Peter Chorus.
Der Krieg ging allmählich dem Ende zu, doch er hinterließ eine traurige Bilanz. Viele junge Männer aus Pannesheide, welche hier auch zum größten Teil unsere Schule besuchte, mussten ihr junges Leben hingeben und sahen ihre geliebte Heimat nicht mehr wieder. Wir dürfen sie nicht vergessen!