Blücherplatz und Ehrenmal



Blücherplatz und Ehrenmal

 zwei Kohlscheider Plätze und besondere Häuser

Vorwort 
Der Blücherplatz und die Schillerstraße waren der Treffpunkt für uns Kinder aus der Kaiserstraße, der Südstraße Nähe Schwane-Gässchen und Harke-Gässchen,  der Schillerstraße - jetzt Mörikestraße und der Goethestraße - jetzt Einsteinstraße.
Unsere Spiele auf dem Blücherplatz waren: Verstecken, Nachlaufen, Figurendrehen, Rollerfahren, Rollschuhfahren, Fußballspielen, Kreiselpeitschen, eine Welt bauen mit Wiking Autos, mit dem Vertreter, der Hefe Jungen besuchte mitfahren im schönsten Auto – einem Citroën  DS 19 - wegen der Hydraulik, unter der Treppe im Haus Thea Schroiff mit den Jungens der Familie Mohr UBoot spielen, im Gartenhaus des Schusters Bock die Erst-Erfahrungen, wie Rauchen und…;  
Der Blücherplatz nebst Schillerstraße, das war unser Stück von Kohlscheid.
Auf dem Platz des Ehrenmals haben wir nie gespielt. Das war Tabu für uns Kinder, ohne dass uns das jemand gesagt hat. Wir spürten das Besondere dieses Platzes.

Kurzer Abriß der Entwicklung

Gegen 1900, also vor der Umbenennung der Gemeinde Pannesheide in Gemeinde Kohlscheid, stieg das Bewusstsein derjenigen, die die Gemeindekasse füllten, den prosperierenden Ort auch Kohlscheid zu nennen. Und es mussten Wohnungen für die vielen Familien her, die in Kohlscheid in den künftigen zig Jahren ihr Geld verdienten. In den nächsten Jahren bekam das leerstehende "Laurwegsfeld" große Bedeutung. Es liegt zwischen Roermonder Straße und Südstraße und Weststraße und Kaiserstraße. Hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt, wurde es von Wirtschaftswegen durchzogen. Diese Wege boten bereits eine brauchbare Aufteilung und Vorgabe für neue Straßen.
Dank der weitblickenden Gemeindevertreter unter der Leitung von Bürgermeister Josef Lambertz wurden die Grundstücke auf dem Laurwegsfeld durch Kauf und Tausch für die Gemeinde und Privatbesitz entlang der neuen Straßen geordnet.
1908/09 entstanden das Bürgermeisteramt und die Schule Kohlscheid Mitte. 1905 wurden die Kaiserstraße und 1909 die heutige Ebertstraße angelegt. Im Dezember 1912 lag der Bebauungsplan für das Laurwegsfeld vor.
30.12.1913 aus der Ratssitzung: "Im Laurwegsfeld erhalten weitere Straßen Namen: Moltkestraße, Roonstraße, Blücherstraße und Schillerstraße. Moltke- und Roonstraße sollen ausgebaut, die übrigen Straßen nur im Unterbett hergestellt werden. Die Schillerstraße ist der zwischen den Häusern Südstraße 50 (Glück-Auf-Drogerie Cramer) und 52 beginnende und ins Laurwegsfeld führende Fußweg; er trug bisher offiziell den Namen „Cramersche Gasse”, im Volksmund heißt sie nach Übernahme der Drogerie durch Fritz Hark „Harke Gäßchen”."                          
Die Straßen
Erläuterungen
zur Einsteinstraße: Planung 1913, erste Häuser 1921
ab 1913 Moltkestraße, ab 1945 Goethestraße, ab 1972 Einsteinstraße
zur Mörikestraße: Planung 1912, ab 1912 Schillerstraße, ab 1972 Mörikestraße
zum Blücherplatz: Das Dreieck zwischen den Straßen Einsteinstraße, Am Ehrenmal und gegenüber der Post; im Volksmund Blücherplatz genannt, ab 1972 kein Name mehr
zu Am Ehrenmal: Planung 1930, Ausbau 1933, Verbindung Ebert- bis Einsteinstraße = Roonstraße, Verbindung Ebert- bis Friedrichstraße = Blücherstraße, ab 1972 einheitlich Am Ehrenmal
zur Friedrichstraße: Planung und Namengebung 1909, Bau 1925, erste Häuser 1926
zur Ebertstraße: Bau 1909,ab 1909 Bismarckstraße, ab 1946 Ebertstraße
zum Platz des heutigen Ehrenmals: seit 1912 reserviert für öffentliche Bedürfnisse, ab 1915 Überlegungen für Ehrenmal, ab 1933 Adolf - Hitler - Platz, 30.8.1936 Grunsteinlegung für Ehrenmal, 1945 Wegnahme der NS Symbole von der Mauer und Veränderung der Aufschrift von "Euer Tod ist unser Leben" in " Die Toten mahnen Nie wieder Krieg", 1962 Anbringung des Kreuzes auf der linken Seite der Mauer.

2021; Parkplatz, Post, Ehrenmal;                                                                                                                                     Foto: Florian Birken

Der Blücherplatz

Der Blücherplatz war ein einladendes Plätzchen. Vier Gruppen mit jeweils drei weißen Birken spendeten im Sommer Schatten und über das ganze Jahr waren sie einfach schön als Gruppe und Auflockerung zwischen den Häusern. Ob der Boden Rasen war, weiß ich nicht mehr. Ich glaube eher, es war feste Asche.
Hier war Anfang des 19. Jahrhunderts ein Schacht einer der alten Gruben Hoheneich oder Sichelscheid.
1959 errichtete die Gemeinde  auf dem Blücherplatz eine Normaluhr, die aber nach der kommunalen Neugliederung demontiert wurde.
1985 entwickelte sich eine Initiative hier dem ehemaligen hiesigen Bergbau, der über 400 Jahre den Kohlscheidern Arbeit und Brot gab, ein Erinnerungszeichen zu setzen. Aber die Bemühungen blieben in den Anfängen stecken. Bardenberg, Würselen, Alsdorf und Kerkrade zeigten sich auf diesem Gebiete wesentlich aufgeschlossener.

Heute hat der Platz offiziell keinen Namen mehr und schön ist er auch nicht mehr.

1950; Blick vom Blücherplatz aus auf die Schule Kohlscheid Mitte; die Post war noch nicht gebaut

2011 Blick vom Blücherplatz auf das Postgebäude

2011 Tagebruch Blücherplatz


Tagebruch vor der Post

 Bereits in den 60er Jahren gab es am Blücherplatz vor der Post ein eingefallenes Loch, was aber nur verfüllt wurde.
2011 gab es wieder einen Tagebruch. Nach der Suche nach Blindgängern aus dem 2. Weltkrieg wurde dann der Schacht aufgebohrt und komplett mit einem Spezialbeton verfüllt.


Kleiner Rundgang im Gebiet

2022, Am Ehrenmal; stattliche Häuser - teilweise für Beamte des EBV

1985; Möbelgeschäft Felix Amkreutz; erbaut 1928; Am Ehrenmal 6; Foto Sammlung HV

ca. 1953; Schillerstraße (heute Mörikestraße) Blick auf Post und die Kamine von Laurweg 

Schillerstraße: Diese Häuser entwarf Regierungsbaumeister Schmidt aus Berlin, der auch das Rathaus und das Altersheim plante. Haus Nr. 10 (rechts) wurde 1914 vom Rendanten Josef Beckers bezogen; Haus Nr. 12 (links) blieb als Rohbau bis 1918 liegen, weil der Bauherr zu Beginn des Ersten Weltkrieges fiel.

zu Hefe Jungen
1914 wird eine Betriebsstätte für das Bauunternehmen  Wilbertz & Co. an der Ecke Schillerstraße/Moltkestraße  genehmigt. Ab 1937 hat dann die Firma Peter Jungen hier Sitz und Lager. Bereits 1883 gründete der Bergmann Josef Jungen, Südstraße 66, einen Hefehandel. Die interessante Geschichte ist im Kohlscheider Straßenspiegel Seite 144 zu lesen.
(Das Buch können Sie über den HV beziehen)

Haus links, seit 1914 Bauunternehmung Wilbertz, später Hefehandlung Jungen Rechts: Die beiden Villen Haus Nr. 10 u 12

Blick auf den Lagerhof ehemals Hefe Jungen

2023, Ausbau des ehemaligen Lagers Hefe Jungen zu Wohnungen

Kohlscheider Hof, KOHO; Im Stil der Amsterdamer Schule

KOHO und Friedrichstraße Nr. 1

Der KOHO
1929, gebaut von Josef Bücken.
Außergewöhnlich ist das durch andersfarbige Klinker gestaltete Schriftband auf beiden Frontseiten.
Das Lokal hatte einen geprüften Billardtisch. Hier wurden Meisterschaften ausgetragen. Der Tisch existiert heute noch in der Gaststätte "Zum Backhaus".


Die Belegschaft der Gemeindeverwaltung feierte hier bis 1971 den Karnevalsdienstag.
Nachdem die Gaststätte 2011 die Türen schloss, wurde das Haus als Hotel umgebaut. Ab 2015 wurden hier Flüchtlinge untergebracht.


Das Postgebäude
1934 schenkt die Gemeinde der Reichspostdirektion zu Aachen ein Grund­stück am Adolf-Hitler-Platz. Bis spätestens 1935 sollte dort ein neues Postge­bäude erstellt werden. Die Fertigstellung war aber erst im Dezember 1951.

Den Vorplatz und die Straße legten die Straßenbaufirma Gebr. Reuber an. Aus dieser Quelle ist bekannt, dass dieses Postgebäude das erste war, welches nach dem Krieg für die Post in Deutschland gebaut wurde.

1953; Blick vom Blücherplatz aus auf die 1952 in Betrieb genommene Post

Die Volksbücherei
1939 - Ursprünglich war geplant in einem am Markt liegenden Haus einen NSV Kindergarten und eine Volksbücherei einzurichten.
EH: Anscheinend klappte das nicht, denn 1941 wurde eine Volksbücherei in dem Haus Ecke Am Ehrenmal / Friedrichstraße (Hausnummer 8) errichtet.  Aus Gemeindeberichten geht die Summe zur Errichtung von 7.400 Mark hervor.
Nach dem Krieg zog die Bücherei um. Wohin genau, konnte noch nicht ermittelt werden. (vermutlich in das Haus Südstraße 11) Wer weiß etwas darüber? Bitte über Kontakt melden.

Das Ehrenmal

Auszüge aus Spuren der Vergangenheit von Josef Aretz:
Die Verwendung des freien Feldes
1910   wird Kaplan Peter Urfei, ein begeisterter Sportler, Präses der Jünglingskongregation. Die Sportabteilung (spätere DJK) erlebt einen nennenswerten Aufschwung. Weil es keine Turnhalle gab, turnten die Sportler im Saal der Flora (Weststraße 93); sonntags wurde an der Bismarckstraße auf dem Gelände des heutigen Ehrenmals Leichtathletik betrieben.
1912  Die Baukommission der Gemeinde beschloß, für den Platz im Laurwegsfeld an der Ebertstraße die Nutzung als Jugendspielplatz.  
1913  Der KBC spielt auf dem von der Gemeinde zugewiesenen gemeindeeigenen Jugendspielplatz an der Bismarckstraße. Ab Januar 1914 ist die Wiese Remy (Ecke Südstraße/Rolandstra¬ße) der neue Fußballplatz.
Nov. 1927 Nach dem Plan des Bauamtes soll das Laurwegsfeld in offener Bauweise bebaut werden. 
April 1930  Gemeinderat: Das zwischen Bismarck-, Blücher-, Friedrich-  und Roonstraße liegende große Grundstück (heute Ehrenmal) soll für Bauzwecke erhalten bleiben; der gewünschte Kinderspielplatz kann auf dem brachliegenden Gelände an Langenberg eingerichtet werden 
April 1933  Gemeinderatsprotokoll Kohlscheid; WG, 25.04.1933: "Nach den Wünschen des Pg. (Parteigenossen) Gibbels wird der Markt in „Hindenburgplatz”, die Freifläche zwischen Roonstraße  und Blücherstraße in eine Platz und Parkanlage umzuwandeln sein, die den Namen „Adolf-Hitler-Platz” tragen soll (heute: Am Ehrenmal), die Südstraße wird von der Roland  bis zur Rumpener Straße nun „Horst-Wessel-Straße” heißen (heute: Klosterstraße)".
Die Entwicklung des Gedanken an ein Ehrenmal
04.12.1927 Weil die Bevölkerung immer wieder den Wunsch nach einem allgemeinen Ehrenmal äußert, lädt Bürgermeister Dr. Kiel für heute in das Rathaus ein: Vertreter der Geistlichkeit, des Gemeinderates und der Verwaltung, der Arbeiter- und Beamtenverbände, der Kriegsbeschädigtenorganisationen, des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, des Eschweiler Bergwerks-Vereins, des gewerblichen Mittelstandes und der Ortsvereine. Gegen die Errichtung eines allgemeinen Ehrenmales wird kein Widerspruch erhoben. Man wählt unter allgemeiner Zustimmung einen Denkmalausschuss und aus diesem einen Arbeitsausschuss, der im engeren Kreise weitere Fragen klären soll. Dr. Rosenbaum übernimmt den Vorsitz in diesem Ausschuss. Er erklärt, um allen gemachten und möglichen Einwendungen die Spitze abzubrechen, dass man kein Kriegs-, sondern ein Kriegerdenkmal errichten will. In den Arbeitsausschuss werden auch gewählt: Dr. Rosenbaum & Wilhelm Amkreutz (Vorsitzende), Studienrat Heinz, Mataré (Schriftführer), Kamps (Kassierer). Beisitzer werden: Dr. Kiel, Pfarrer Backes, Direktor Knepper (EBV), Josef Engels (Vertreter der Sportvereine), Vorpeil (Vertreter der Musikvereine), Polz für den Einzelhandel, Gerads und Finken (Organisationen der Kriegsbeschädigten) sowie Hauptlehrer a.D. Schmitz. Als Grundstock für das zu erstellende Ehrenmal „sind aus Veranstaltungen und Sammlungen früherer Zeit über 1.000 RM vorhanden.“ (KL)
23.01.1930 Der Funkoffizier des Luftschiffs „Graf Zeppelin” hält einen Lichtbildervortrag über die Weltfahrt dieses Luftschiffes. Es ist die zehnte Veranstaltung zu Gunsten des Gefallenen-Ehrenmals. Die letzten Veranstaltungen waren nur mäßig besucht. (KL)

EH: Die Nazis wollten hier den zentralen Platz in Kohlscheid mit einem richtigen Aufmarschplatz. Der Platz auf dem Markt war zu nahe an der Kirche. Bei Veranstaltungen der Partei wurden immer wieder, trotz Verbot, auch Fahnen der Pfarre aufghängt. Es kam zu Konflikten. Allerdings war der Untergrund des Ehrenmals für Pferde nicht geeingnet. Der Platz war also doch nicht der ideale Platz für Aufmärsche.
04.05.1933 Heute beginnt in der Turnhalle eine drei Tage dauernde Ausstellung des Kohlscheider Künstlers Adolf Wamper, der seine Ausbildung vorzugsweise in Düsseldorf erhielt. Gezeigt werden u.a. Entwürfe zu Denkmalprojekten, die bereits ausgeführt oder noch in Arbeit sind. Interessant sind auch die Entwürfe für ein Kohlscheider Ehrenmal, die in der ersten Fassung auf Anregung des Denkmalausschusses im Jahre 1928 entstanden; Mitarbeiter hierbei war Diplom-Architekt Arno Beckers aus Essen/Kohlscheid. (Sammlung Sistemich, KoLok 05.05.1933) Mehr zu Adolf Wamper
Ausschuss Ehrenmal
1934 Ein Ausschuss zum Bau eines neuen Ehrenmals hat seine Tätigkeit aufgenommen.
16.03.1934 In der Zeitung wird das Modell des neuen Kohlscheider Ehrenmals vorgestellt. (WB)
23.03.1934   Für das Ehrenmal wurden inzwischen die Grünanlagen erstellt. Die Abschlussarbei­ten werden noch eine gewisse Zeit dauern. Es wird dar­über geklagt, daß Hunde in den Anlagen Zerstörungen anrichten. Die Poli­zei wird künftig die Hunde einfangen; die Tiere sollen ggf. auch dann getötet wer­den, wenn sie Hundemarken tragen und die Be­sitzer feststellbar sind. (WB)
Bau und Finanzierung des Ehrenmals
10.11.1933    Inzwischen wurde mit den Arbeiten am Adolf-Hitler-Platz begonnen; die große Grünanlage soll später mit dem Gefallenen-Ehrenmal gekrönt werden.
01.12.1933   Das neue Ehrenmal in Kohlscheid für die 236 Kriegstoten wird ca. 10.000 RM kosten, noch fehlen daran 6.000 RM. KBC und KSV werden eine gemeinsame Mannschaft stellen für ein Spiel zu Gunsten des Ehrenmals. Am Neujahrstag kommt die Alemannia Aachen zum KBC-Platz. Der KBC ist bemüht, für dieses Spiel vom Fußballmeister Fortuna Düsseldorf und vom VfL Benrath die Spieler Kobierski und Rasselnburg zu gewinnen. Der KBC erwartet einem Ehrenpreis des preußischen Ministerpräsidenten Göring. Weil man mit Zuschauermassen rechnet, soll der EBV für einen Tag den Eingang am Ledigenheim freigeben. Große SA-, SS- und Polizeiaufgebote werden den Ordnungsdienst übernehmen. Die ganze Südstraße soll einseitig für Parkplätze freigehalten werden. Transparente weisen auf den Weg zur Kampfbahn Langenberg hin, ganz Kohlscheid wird Flaggenschmuck anlegen. Gibbels hat die Koordination übernommen. In einem Vorspiel treten die Jugendmannschaften des KBC und des KSV gegeneinander an. (Sammlung Sistemich, KoLok 01.12., 08.12., 15.12.1933)
06.11.1934   Bei der Herstellung des Adolf-Hitler-Platzes fanden 60 Personen Arbeit. Hier soll das neue Ehrenmal errichtet werden. Man beabsichtigt, 300 Pappeln anzupflanzen. (WG)
13.06.1941  Die Haushaltslage ist für die Gemeinde im Jahre 1941 ungünstig. Der Anteil der Gemeinde an den Kosten der Reichsverteidigung führt bei einer Ausweitung des Krieges zu einer stärkeren Beanspruchung der Gemeindefinanzen und des Haushaltes. Allein der Kriegsbeitrag be­trägt 124.100 Mark, hinzu kommen 50.250 Mark für die Wirtschafts‑ und Ernährungsstelle und den Luftschutz (Instandsetzung, Mauer­durch­brüche, Löschwasserversorgung etc.); die Beteiligung des Staa­tes sieht 12.025 Mark vor. Die Kreisumlage beträgt 126.000 Mark, der Schulstellenbei­trag 66.360 Mark, der Personalaufwand incl. Kriegs­aushilfsangestellten, Ernährungs‑ und Wirt­schaftsamt, Polizei und soziale Kosten 234.400 Mark. Diese enormen Mittel müssen sicher­gestellt werden. Größere Projekte sind schon aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich. Rücklagen werden nur noch der Betriebs­mittelrücklage, der allgemeinen Ausgleichsrücklage und für die Fried­hofserweiterung ausgewiesen. Alle anderen Posten müssen sich mit den an­fallenden Zinsen als Rücklagen begnügen. Aufgelöst werden die Rücklage für den Bau eines HJ-Heims (ca. 51.000 Mark) und die Rücklage für den Kindergarten (ca. 15.400 Mark).
Einweihung des Ehrenmals

Ehrenmahl Grundsteinlegung 1936

Einweihung des Ehrenmals, vermutlich 1936      Foto: H. Bey

Die Grundsteinlegung war lt. Postkarte 1936. Den Bäumen auf beiden Fotos nach zu schließen, war die Bauzeit der Mauer nicht allzu lang. Ein konkretes Datum zur Einweihung haben wir bisher nicht gefunden.
Die Beilage zum Grundstein finden Sie hier
Bemerkungen zu einigen Personen
27.03.1933   Im Einverständnis mit dem Regierungspräsidenten wird Karl Gibbels stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde und Landbürgermeisterei Kohlscheid. Kreiskommissar Schmidt aus Bardenberg ist zur Einführung gekommen. Gibbels hält eine längere Rede und geht dabei auf den 14jährigen Kampf der NSDAP ein. Gibbels ist von Beruf Architekt.
Zu Beigeordneten werden durch Zuruf der bisherige Beigeordnete Postmeister Jakob Reinartz und der Kaufmann Peter Jungen (NSDAP) gewählt. Die SPD wird bei der Vergabe der Vorsitze in den Ausschüssen nicht berücksichtigt. (AKo, Gemeinderatsprotokoll Kohlscheid)
01.10.34    Pg. Peter Laven (Adolf-Hitler-Platz 8) ist mit dem heuti­gen Tage Ortsgruppen-Amtswalter der hiesigen NSV-Orts­gruppe. (WB, 23.10.1934)
knapp 80 Jahre Friedenszeit
Das Ehrenmal als Sammelplatz 
23.09.1944   Beschuss und Zwangsevakuierung halten an. Heute ist Klinkheide das Ziel der SA, die ca. 20 Autobusse sind mit Menschen vollstopft. Die Sam­melstelle am Ehrenmal in Kohlscheid kann wegen fehlender Busse bis zum Abend nicht geräumt werden, die Leute müssen wieder nach Hause. Nachdem die Zechenalage von Laurweg getroffen wurde, gibt es keinen Strom mehr. (Aretz, Herbst 1944) 
31.05.1944   Nach jahrelangem Verbot entfaltet sich heute erstmals wieder die Fronleichnamsprozession. Auf dem Ehrenmalgelände ist der Gottes­dienst. Der Orchesterverein übernimmt die musikalische Begleitung der Prozession.
Herbst 1944 Amerikanische Soldaten salutieren vor dem Ehrenmal und fotografieren auf den Straßen.
1945   Wegnahme der NS Symbole von der Mauer und Veränderung der Aufschrift von "Euer Tod ist unser Leben" in " Die Toten mahnen Nie wieder Krieg", 
1962 Anbringung des Kreuzes auf der linken Seite der Mauer.

1945 Ehrenmal mit geänderter Schrift

1949 Fronleichnamsprozession

Viele Monate nach dem die Amerikaner in Kohlscheid waren, mussten viele Hunger leiden. Deshalb wurde auf dem Gelände des Ehrenmals Gemüse angebaut. Leider finden wir keine Bilder dazu. Wer kann hier helfen?

Ehrenmal nach 1962

Bedeutung heute
Nach wie vor hat das Ehrenmal im Ortsteil Kohlscheid eine wichtige Funktion. Es ist ein wirkungsvoller, gelungener Gedenkplatz und Ruhepol. Durch die Rhododendrenblüte während der zwei bis drei Wochen im Mai / Juni wird der Platz zum absoluten Hingucker und Hingehziel. Die Größe des Platzes ist mehr als gerechtfertigt. Die Mahnung "Nie wieder Krieg" ist eine starke Mahnung.
Jetzt in 2023 wissen wir, dass es nicht einfach ist, allen das "Kriegspielen" zu untersagen.
Gerade ein Ehrenmal zum Gedenken nicht nur der Kohlscheider Kiegsopfer, sondern aller Opfer der beiden Kriege muss Raum einnehmen.
Unsere Gesellschaft muss sich ein Ehrenmal dieser Prägung leisten können.

Bauhaus und Amsterdamer Schule lassen grüßen

In Kohlscheid finden wir an diversen Stellen Häuser mit Flachdach, die in den 1930er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut wurden. Sie stehen meist einzeln zwischen oder neben Häusern mit herkömmlichem Spitzdach.
Am Ehrenmal finden wir jedoch fünf Häuser in einer "modernen" Ausführung mit dem für den Bauhaus-Stil typischen Flachdach. Jedes dieser Häuser ist einzigartig. Das Ensemble der fünf Häuser, gemeinsam mit dem Haus Kohlscheider Hof, wird leider viel zu wenig beachtet. Jedes Gestaltungs-Detail und die unterschiedlichen Verklinkerungen läßt an Bauhaus und an die Amsterdamer Schule denken. Es lohnt, jedes Haus einmal persönlich an Ort und Stelle eingehend zu betrachten.  
Zu fast jedem Haus kennen wir auch einige Einzelheiten. Wenn es sich um vertrauliche Informationen handelt, beschränken wir uns auf die Bilder.

Blick auf Post; Rechts Mitte vier Häuser mit Flachdach, Foto Sammlung Heimatverein Kohlscheid

Am Ehrenmal 7, Frontseite und Westseite mit Lichtband für Treppenhaus, 1935 gebaut

Am Ehrenmal Nr. 7, Bauherr: Josef Schwikardy,  Bauantrag 30.5.1934. Das Haus wurde als Fleischerei mit Schlachthaus und Wurstküche gebaut. Die beiden oberen Etagen waren Wohnungen. Architekt: Willi Charlier.  Pächter war Metzger Pommé aus Aachen, danach Matthias Beckers. Zu einem Umbau (Garage)  im Jahr 1950 wird ein Architekt Josef Fleu genannt. 1981 wurde das Schlachthaus umgebaut.  

Am Ehrenmal 8, (ursprünglich Adolf-Hitler-Platz Nr. 8) gebaut 1933 von Bauunternehmer Plum, Kohlscheid, 1939 umgebaut. Das Kragdach wurde 1966 unter Eigentümer Fleu angebracht.

Am Ehrenmal 8 Ostansicht

links Westansicht von Nr. 8, mitte Hinteransicht Nr. 7

Friedrichstraße 1, Straßenseite mit Rundung zur Westseite

Friederichstraße 1, Ostseite mit Eingang, Lichtbänder aus Glasbausteinen, Eckfenster ohne Mauerstütze

Friedrichstraße 3, Frontseite mit eingesprungenem Eingang und Lichtfenster für Treppenhaus, Dachterrasse; Westseite neugestaltet, verkleidet mit modernen Platten

Friedrichstraße 3, Ostseite

Am Ehrenmal Nr. 11, Frontseite

Am Ehrenmal Nr. 11, Front und Westseite - auffallend bei der Front - links die besondere Klinkerführung und oben der schöne Rahmenbogen

Die Frage drängt sich auf, warum nur fünf Häuser in diesem ausgefallenen Stil am Ehrenmal gebaut wurden?
Gab es technische Probleme? Ein heutiger Eigentümer : "Keines meiner Häuser ist so problemlos wie dieses. Einfach und unkompliziert geschnitten und gebaut. Keine besonderen Probleme mit dem Flachdach". Einer der Eigentümer ist Dachdeckermeister. Er bestätigt: "heute ist ein Flachdach kein Problem mehr, aber 1935 arbeitete man nur mit primitiver Dachpappe und da war das nicht so einfach, das ebene Dach trocken und sicher zu bekommen".

Oder waren den Nazis solche Häuser, die an Bauhaus erinnerten, nicht Recht? Immerhin standen sie in der Nähe des gewollten Aufmarschplatzes. Wir haben in keinem Archiv etwas dazu gefunden. Wer kann mit Informationen helfen?

Der letzte Versuch

Kurz nach dem Krieg dachte man immer noch, den Blücherplatz zu einem zentralen Platz zu machen. Die Straße nach Aachen, die Post, der KOHO, das waren die Aspekte dafür. An Geschäften gab es nur die Metzgerei Pommé, nachher Beckers und den Friseur Fleu. Es wurde mit einem Wochenmarkt versucht. Lediglich ein Obst- und Gemüsehändler versuchte sein Glück.
1965 waren der Blücherplatz und das Ehrenmal dann, was sie immer waren - zwei schöne Freiflächen zum Innehalten und zum Vorbeifahren.  

1965; Versuch Wochenmarkt zu etablieren                                     Dieses Bild fanden wir im Archiv des HV.

Schlussbetrachtung

Ohne dass man es uns gesagt hatte, haben wir Kinder nie auf dem Platz vor dem Ehrenmal gespielt. Das Denkmal erweckte bei uns Ehrfurcht und strahlt Würde aus bis zum heutigen Tag.
Heute sind Bestrebungen im Gange, solche Freiflächen für Events freizugeben. Das halte ich für absolut unwürdig.
Und
Mein Blücherplatz - er ist und bleibt mein wichtigster Platz in Kohlscheid.
Erich Hallmann

Dank  
an Josef Aretz für die Sammlung der Daten und Fakten zu Kohlscheid
an die Mitglieder des Arbeitskreises Heimatkunde aus dem Heimatverein Kohlscheid für ihre Erinnerungen und Auskünfte
an die Eigentümer der schönen Häuser, die mir Einblick in Unterlagen und wichtige Informationen gaben. 
an Marianne Schülke, die mit Geduld den Text redigiert hat.
an die Fotografen und Sammler. Sollte ich versehentlich Rechte Dritter an einem Bild übersehen haben, bitte ich um Nachsicht. Bitte setzen Sie sich dann mit mir in Verbindung.

Quellen

  • Heimatblätter 6. Jahrgang, 1. Oktober 1936 Heft 4
  • Spuren der Vergangenheit, Josef Aretz, Band 4
  • Straßenspiegel Heimatverein 1988
  • Gemeinde Kohlscheid 1908 bis 1958,  Leo Ortmanns, 1958
  • Kohlscheid 1971, Herausgeber Gemeinde Kohlscheid
  • Berichte über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde - Angelegenheiten der Gemeinde Kohlscheid für das Rechnungsjahr 1911, 1912, 1913, 1914
  • Archiv Heimatverein Kohlscheid
  • Stadtarchiv Herzogenrath, Bauwesen

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Unsere Bitte:
Wer hat Bilder oder Informationen zum Ehrenmal, und Blücherplatz etc? Vor allem fehlen Bilder vom Ehrenmal zur Rhododendronblüte und Informationen zum Haus: Am Ehrenmal 11. Bitte kontaktieren Sie uns.

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  • Danke Herr Hallmann,
    Es war mal wieder wie bei allen Berichten sehr informationsreich.
    Ich freue mich immer wieder auf neue Berichte.
    Julien Ringeloth

      • Hallo Erich Hallmann,
        Ich dachte weil, ich es irgendwann mal gelesen habe, dass alle 3 Monate ein Bericht kommt…
        Also das soll micht unhöflich rüber kommen da ich micht immer sehr freue wenn es einen neuen Bericht gibt…
        Julien Ringelst

        • Hallo Julien,
          es ist schön für mich zu lesen, dass du auf einen neuen Bericht wartest. Ja, ich strebe einen 3 Monatsintervall oder noch kürzer an. Doch die Zeit läuft mir davon. Für den Fortbestand des Heimatvereins ist viel zu regeln. Wir suchen dringend fähige, unkomplizierte, an Heimatgeschichte interessierte Menschen, die im Vorstand und für Aktionen im Ehrenamt arbeiten. Aber ich arbeite auch an weiteren Geschichten für unsere Seite der Geschichtsfreunde.
          Danke für deine Frage. Liebe Grüße Erich

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