Weihnachtsgeschichten und -Meldungen aus Kohlscheid



Einige Geschehnisse von früher zur Weihnachtszeit

Das Titelfoto zeigt die alte Krippe mit den bemalten Figuren von St. Katharina. Ein beherzter Klinkheider rettete die Krippe Ende der 90er Jahre vor der Vernichtung, dem Verkauf oder vor einer Schenkung an jemanden, der nichts mit Kohlscheid zu tun hatte. Die Krippe ist heute noch in Obhut der Klinkheider Familie. Zur Weihnachtszeit wird die Krippe in der Kapelle auf dem Platz in Bardenberg Pley aufgebaut. 


Wir wissen alle, dass Kaiser Karl mit seinem Hofstaat das ganze Jahr auf Reisen zum Erhalt der Macht unterwegs war. Einige aus unserer Gegend behaupten, dass der Kaiser wegen der Quellen am liebsten in Aachen war. Vor allem, dass er in seinen letzten Lebensjahren das Weihnachtsfest in der Münsterkirche feierte.
Liest man die Geschichten zu Schönau und Schönforst, so trifft man immer wieder auf Belehnungen und Verpfändungen. Weihnachten war ein sehr beliebter Termin, der für Rückzahlungen im Vertrag festgelegt wurde. Weihnachten steht als Termin ja unbestritten fest. Und trotzdem, häufig wurde nicht gezahlt, sondern gestritten. Weihnachten hin, Weihnachten her. Solch ein Streit endete häufig sehr blutig.

Bei der Recherche zu dem Bericht Casino spürte ich einen Artikel über ein Weihnachtsfest in „dem großen Saale des Gesellschaftshauses der Bergleute zu Alt-Laurweg bei Kohlscheid“ auf. Es ist der Weihnachtsbericht in der Zeitung „Der Kohlegids“ von 1879.
Lesen Sie hier zur Weihnachtsbescherung der Kinder aus der „Bewahranstalt“.

In den „Spuren der Vergangenheit“ von Josef Aretz gibt es bemerkenswerte Einträge zu Weihnachten:

25.12.1312 Ab heute beginnt in Aachen das neue Jahr mit dem Weihnachtsfest; bis dahin lag der Jahresanfang zu Ostern. (Poll, Geschichte)

08.10.1870  Damit die in Frankreich stehenden Truppen Weihnachtspakete erhalten, kann man bis heute noch Sendungen für die Feldpost aufgeben. (Amtsblatt RP AC, 1870, S. 320, Nr. 809)

1882  Der Volksverein veranstaltet eine Weihnachtsverlosung. Mitglieder erhalten Lose zum Preise von 0,25 Mark. Im Vorstand des Vereins sind u.a. Wilhelm Körfer, Andreas Bischof, Hubert Hönen und der Kassierer Joseph Rocks. (ProtVolk, 03.12.1882)

17.12.1889  Mit hochherziger Unterstützung von Frl. Adele Cockerill und Charles Suermondt findet für die Kinder der Schulen Rumpen und Berensberg um 15 Uhr eine Weihnachtsfeier statt. Die Kinder singen u.a. das Lied „Sei willkommen, Weihnachtsbaum”, denn ein solcher steht im Klassenraum. Der Weihnachtsmann betritt den Saal mit wohlgefüllter Kiepe. Er verteilt Printen, Kuchen, Brezeln, Spielsachen, Bilderbücher und Bücher für vaterländische Geschichte; es werden wertvolle Sachen verlost. (AKo 787)

1900  Am ersten Weihnachtstag findet ein junger Bardenberger die Leiche seines Bruders, 26, der in Klinkheide zu Besuch war und nicht nach Hause zurückkehrte, in der Wurm. Bei der großen Dunkelheit wird er wohl von der „primitiven” Brücke an Furth in die Hochwasser führende Wurm gestürzt sein. (Echo, 28.12.1900)

1904  Die Straßenbauer Friedrich und Wilhelm Reuber sind die ersten bekannten Baptisten (Täufer) in Kohlscheid und werden auch weiterhin von der Kölner Gemeinde betreut. Sie nehmen Kontakte zu den hiesigen evangelischen Christen auf. Später richten sie Bibelstunden ein, die an jedem Donnerstagabend stattfinden und von dem Prediger Weskott aus Rheydt geleitet werden. Kohlscheid wird zum Ausgangspunkt für die spätere Evangelische-Freikirchliche Gemeinde Aachen. Über Reuber gelangt das Weihnachtslied „Stille Nacht, ...” erstmals nach Kohlscheid. (Küsters, Freikirchliche Gemeinde, in: Ko 71, S. 185; Aretz)

22.10.1916  In Kohlscheid laufen Sammlungen an, die als Weihnachtsgaben für das Feldheer und die Marine gedacht sind. Pakete an einen einzelnen Empfänger sollen den Wert von 5 M nicht übersteigen. Aus der Gemeinde stehen am 13.11.1916 für diese Aktion 1.000 M zur Verfügung. (AKo 320)

30.10. 1916  Der Deutsche U-Boot-Verein erhält von der Gemeinde 50 M für Weihnachts-Liebesgaben. (AKo 320)

Januar 1917  Weil mit einer nennenswerten Abgabe von gemünztem Gold nicht mehr gerechnet wird, soll die Bevölkerung nun in größerem Umfang Goldschmuck hergeben. In Aachen wurde bisher Goldschmuck im Werte von ca. 250.000 M abgeliefert. Für eine Unterstützung der Aktion ist in der Vorweihnachtszeit mit Plakaten, Aufrufen und Zeitungsartikeln zu werben. Weil für die 7. Kriegsanleihe der Einsatz der Geistlichen auf den Kanzeln und der Lehrer in den Schulen so erfolgreich war, sollen diese Personen auch jetzt wieder verstärkt tätig werden. Bis zum 18.01.1918 wird in Kohlscheid kein Gold abgeliefert; die Bürger wollen es in Aachen bei der Goldankaufstelle direkt abgeliefert haben. (AKo 81)

1923  Der Bürgermeister bittet die Wirtevereinigung über deren Vorsitzenden Alfons Goertz, bei Weih­nachtsveranstaltungen auch an das Altersheim zu denken.
Die vier Kinder im Waisenhaus des Altersheimes erhalten als Weihnachtsgeschenk des Hauses ein Paar Holzschuhe; Gesamtwert: 6,6 Billionen M = 3 Gulden. (AKo 330)

06.01.1927   Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten hat eine Weihnachtsfeier. Die Gemeinde gibt einen Zuschuss von 510 RM. Es werden 275 Kinder beschenkt; sie erhalten: 2 m Nessel, Wolle, Nüsse, Printen, Apfelsinen und Schokolade. Darbietungen bringen der Musikverein Harmonia, der Gesangverein Eintracht; die Freie Jugend macht Freiübungen mit Keulenschwingen, die Bühnengesellschaft führt ein Weihnachtsspiel und Lustspiele auf. (FP)

25.12.1927  An den Weihnachtstagen sind bei Schroiff  Konzerte; es tritt der Komiker Haller auf. Bei Harff gastieren täglich vom 13.12. bis zum 31.12. die Blauen Husaren mit einer Besetzung von 7 Personen. (Sammlung Sistemich: KoLok 23.12.27)
Der "Wohlfahrtsausschuß der christlichen Arbeiter Kohlscheids" (auch: christliche Arbeiterwohlfahrt) hat in der Tonhalle ihr Weihnachtsfest.  Der Vorsitzende Wolter stellt fest, daß bereits vor Weihnachten 150 arme alte und kranke Leute Lebensmittel, Kleidungsstücke erhielten, welche zum größten Teil die Kohlscheider Geschäftswelt zur Verfügung stellte. In der kurzen Zeit seit Gründung des Ausschusses konnte echte Caritasarbeit geleistet werden. Die Musikvereinigung umrahmt die Feier. Ein gemischter Chor unter Josef Sistermanns trägt Weihnachtslieder vor. Schulkinder der Lehrerin Scheilen spielen "Weihnacht des verlassenen Kindes". Es werden 440 Kinder vom "heiligen Mann und dem Hans Muff" beschert; Wert der Geschenke: ca. 1.100 Mark. Das Geld stammt von der Gemeinde und aus Spenden "namhafter Herren und Firmen". Die Geschenke wurden restlos in Kohlscheider Geschäften erstanden. Ehrengäste sind: Dr. Kiel, Ehrenvorsitzender; er hält "eine zu Herzen gehende Ansprache", der 1. Beigeordnete Kamps, Schulrat Kröger, Vertreter des gewerblichen Mittelstandes und eine große Zahl Ratsmitglieder. "Der Zentral-Wohfahrts-Ausschuß der christlichen Arbeiter, Ortsgruppe Kohlscheid" bedankt sich am 30.12. mit einer Zeitungsanzeige bei allen, die seine Veranstaltung unterstützten. (Sammlung Sistemich: KoLok 23. und 30.12.27)

31.12.1929   Zu Weihnachten erhielten manche Kinder Luftbüchsen geschenkt; es kam inzwischen zu einem Unfall und zur Zerstörung einer Straßenlampe.

10.12.1930   Die Erwerbslosen stellten einen Antrag auf Gewährung einer erhöhten Unterstützung, die über den Rahmen der Winterhilfsaktion des Kreises hinausgeht. Eine Durchführung kostet für die Gemeinde mehr als 62.000 RM. Allein schon wegen der fehlenden Deckung kann dem Antrag nicht entsprochen werden. Falls eben durchführbar, soll für die Wintermonate wieder die Kinderspeisung eingeführt werden, jedoch nur für die unterernährten und schwächlichen Kinder der ärmeren Eltern. (FinanzKom)
Auf Vorschlag von W. Amkreutz (SPD) wird die Gemeinde ein bis zwei Kühe schlachten lassen, um den Armen dieses Fleisch kostenlos zu geben. Die Verwaltung wird mit den hiesigen Metzgern sowie mit der Bäckerinnung Kontakt aufnehmen, damit die ärmere Bevölkerung zu Weihnachten preiswerte Back- und Fleischwaren erhält. (FinanzKom)

1933  Bei den Haus- und Grundbesitzern spricht heute im Hause Blaschek der Syndikus Pg. (Parteigenosse) Schwartz aus Aachen. Es sind: Pg. Wilhelm Forst der Vereinsführer, Pg. Matthias Weber der Schriftführer und Pg. Gerhard Ritzen der Kassierer. Die Mitglieder werden aufgefordert, ihre Häuser im Rahmen der Arbeitsbeschaffung renovieren zu lassen. Der Vorsitzende spendet 100 Mark aus dem Kassenbestand für Winternotbedürftige. Ortsgruppenleiter Pg. Gibbels übernimmt dieses Geld für die „ersten SA-Kämpfer Kohlscheids, die jetzt - besonders durch den strengen Winter - arbeitslos sind. Den altbewährten SA-Kämpfern soll mit dieser Gabe eine Weihnachtsfreude bereitet werden.” (Sammlung Sistemich, KoLok 22.12.1933)

1934   Auf dem Hindenburgplatz (heute Marktplatz)  wird ein Weihnachtsbaum aufge­stellt. BDM, HJ, der Kreismusikzug und alle NS-Gliederun­gen sorgen für Weih­nachts­stimmung.

1934   Die NSDAP-Ortsgruppe Kohlscheid veranstaltet mit dem Kreisleiter Pg. Reuter in der Turnhalle eine Weihnachts­feier mit Bescherung der bedürftigen SA‑ Männer. Das Fest­programm gestalten der Kreismusikzug, der Sänger­bund, die HJ und die NS-Frauenschaft. Am Nachmittag wur­den 1.200 Kinder durch die NSV beschert. (WB, 20.12. und 28.12.1934)

1939  Es wird festgestellt, daß beim letzten Weihnachtsfest die Kinder kein Kriegs­spielzeug erhielten.

24.12.1944  Bombengeschwader ziehen am Heiligen Abend über Kohlscheid hinweg. Die Nacht ist klar. In den Häusern wurden Weihnachtsbäume und Krip­pen aufgestellt. Die amerikanischen Soldaten geben von ihren Weih­nachtspaketen den Quartiersleuten ab. Die katholischen Soldaten haben um Mitternacht in der Möbelfabrik Ernst einen feierlichen Gottesdienst, bei dem der Kirchen­chor von St. Katharina singt. (Aretz, Herbst 1944)

1945  Nach dem Kriege kam der KBC wieder schnell auf die Füße. Große Spiele gab es gegen englische Divisionsmannschaften, so auch das unvergleichliche Treffen zu Weihnachten in diesem Jahr. (AVZ, 28.05.1953)

Es folgten knapp 80 Jahre Friedliche Weihnachten für Kohlscheid

19.12.1948  Der Domchor singt unter Rehmann im Casino bei einer Weih­nachtsfeier der Jungberg­leute aus dem Ledigenheim. Die von den jungen Leuten hergestell­ten Spielsachen waren bei einer Ausstellung in Aachen prämiert worden. Die Spielsa­chen erhielten Kinder von Flüchtlingen. (AVZ, 21.12.1948)

Nun zu den Geschehnissen und Geschichten, die in der Weihnachtszeit schön zu lesen sind.

“Es erübrigt sich jetzt nur noch die Art und Weise zu beschreiben, mit welcher unsere Voreltern die kirchlichen Feste durch weltliche Lustbarkeiten zu verschönern suchten. Ich will beginnen mit dem Fest des hl. Nikolaus am 6. Dezember. Wir Kinder freuten uns schon Wochen vorher, was der hl. Mann uns an seinem Namensfeste bescheren wurde, denn er erscheint gewöhnlich damals persönlich in Gestalt eines Bischofs mit seinem Knecht Ruprecht, von uns "Hans Muff" genannt, dessen Rute wir alle sehr fürchteten. Nachdem wir dann alle einzeln gebetet hatten, und unsere Eltern unser Betragen lobten, erhielten wir die uns zugedachte Bescherung und es herrschte dann für einige Tage große Freude in Israel.“
Das war ein Auszug aus den Geschichten von Lambert Schroiff.
Genießen Sie in ruhigen Weihnachtsminuten seine Beschreibungen der Situationen in Kohlscheid aus der Zeit um Ende des 19. Jahrhunderts.

Danke 

an alle, die in der Vergangenheit Geschhichten geschrieben und gesammelt haben. Christian Quix, Bernhard Poll, Lambert Schroiff, Franz Sistemich, Josef Aretz und die Redakteure der Aachener Volkszeitung.

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Einige der bisherigen Berichte

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