Geschichten rund um das Casino Laurweg in Kohlscheid
Diese Geschichten sind auch ein Stück EBV Geschichte
Das Casino ist entstanden
an dem Ort, den wir heute als Casino Park an der Kaiserstraße kennen. Ursprünglich war hier seit den 1850er Jahren die Grube Neulaurweg. Hier war geschäftiges Treiben bis um die Jahrhundertwende. Oberirdisch befanden sich die üblichen Gebäude mit den Förderanlagen und Werkstätten. Nach und nach wurde dann der Abbau ausgedehnt in Richtung Weststraße. So entstand das große Grubengelände Laurweg, auf dem heute der TPH angesiedelt ist. Ab 1912 wurde dann dort gefördert.
Die oberirdischen Gebäude von Neulaurweg blieben aber noch lange erhalten.
Foto: Sammlung Heimatverein Kohlscheid
Immer mehr Personal belebte die Betriebsstätten. Betriebsführer Karhausen übernahm 1879 die Betriebsführung von Neulaurweg. Die Verantwortlichen der Vereinigungsgesellschaft hatten eine wirkungsvolle Idee und fassten einen Beschluss: Im Zuge der Gedanken zur Versorgung der schwer arbeitenden Menschen kam man auf die Idee, eine gute Verpflegung anzubieten. So entstand auf dem Gelände des heutigen Casinos in den alten Gebäuden der Grube ein großer Speisesaal. Der Belegschaft wurde täglich ein Mittagstisch angeboten. Viele der Tagearbeiter, die 11 bis 12 Stunden-Schichten leisteten, nahmen das Angebot an, während der Pause dort zu essen.
Damals gab es junge ledige Bergleute, (Lehrlinge und Hauer) oder Verwaltungsangestellte (Grubenbeamte genannt), die nicht nach der Schicht nach Hause fuhren. Der Weg war zu weit. Vermutlich lebten sie während ihrer Freizeit in einem oder mehreren der Häuser auf Neulaurweg. Sie wurden sich aber nicht selbst überlassen. Dem Arbeitgeber war daran gelegen, einigermaßen gebildete Arbeitnehmer zu haben. Insbesondere strebten sie die Vermittlung der deutschen Sprache an. Denn von den Bergleuten sprachen die meisten nur Mundart - Platt. So wurden Ende der 1870er Jahre Konversations- und Lesezimmer eingerichtet. Das Angebot an Büchern war sicherlich der Zielgruppe angepasst, so gab es vermutlich insbesondere Fachbücher zum Bergbau, Bestände für die Allgemeinbildung und „gutes“ Lesefutter.
In Anlehnung an das französische Wort für Hausarbeit nannte man die Einrichtung die Menage.
Folgende Informationen stammen hauptsächlich aus dem Buch „Kohlscheider Bergwerke“ von Josef Aretz: "Das Menagegebäude enthält einen Saal für 500 Personen mit Nebenzimmern und einem Kasinolokale für die Grubenbeamten. Damit ist ferner ein Logirhaus für solche unverheiratete Beamte und Arbeiter verbunden, welche in den benachbarten Ortschaften ein gutes und billiges Unterkommen nicht finden."
Es wird auch darauf hingewiesen, dass bis nach dem 2. Weltkrieg der Begriff Menage für das Ledigenheim auf Langenberg gebraucht wurde.
Aus anderer Quelle ist bekannt, dass die "Bergvorschule" junge Männer beherbergte und sie neben der Ausbildung als Bergmann auch in Sport und sonstiger Weiterbildung förderte.
Aber - in den an diversen Stellen im oben genannten Buch aufgeführten Kostenrechnungen findet sich kein einziger Posten für die Betriebsführung und den Einkauf der Essenausgabe. Dieses für die Geschichtsfreunde interessante Thema, ist es sicherlich Wert, einmal auf gearbeitet zu werden.
Das Casino entwickelt sich
Der Anfang
Ab wann der Name Kasino bzw. Casino gebraucht wird, ist nicht bekannt aber -
1896 wird beim Steuerausschuss der Gemeinde der „Vorsteher des Casinos“ als Bier- und Weinwirt geführt.
Was zu dieser Zeit an den Gebäuden verändert, bzw. verbaut wurde, haben wir leider nicht gefunden.
Im Fotobestand des Heimatvereins Kohlscheid befindet sich jedoch dieses Foto:
Dieses Gebäude ist schon sehr ansehnlich und ähnelt dem Aussehen vieler Gaststätten aus dieser Zeit. Auch die Anlage des Parks wird um diese Zeit vermutet. Auf dem Bild sind die ersten Indizien einer gärtnerischen Planung zu erkennen.
Im April 1905 beantragt der Grubenaufseher Heinrich Klein eine Konzession. Im April wirbt er mit dem Slogan für die Gaststätte: „Casino. bekannt für seine schönen Räume und Einrichtungen“ Das Casino ist also eine für Gäste offene Gaststätte.
Zu dieser Zeit war das Casino aber auch schon das Gästehaus für die Besucher der Vereinigungs Gesellschaft bzw. des EBV.
An dieser Stelle fügen wir nachträglich zwei Fotos der Eheleute Heinrich und Margarete Klein ein. Sie waren die Eltern der Paula Katharina Topa, geb Klein. Sie war die Mutter von Herbert und Dieter Topa aus Kolscheid.
(März 2024)
Dank an Herbert Topa
Auf der Luftbildaufnahme von 1925 aus dem Buch Kohlscheider Begwerke sind die Kaiserstraße und der Casino-Park deutlich zu erkennen.
1923 wechselte die Leitung. Leider ist nicht bekannt an wen; ggf. an den J. Broichausen, der 1927 im Adressbuch als „Wirt im Casino“ aufgeführt ist.
Der Umbau 1927 und die Folgejahre
1923 wird vom Eschweiler Bergwerksverein ein Bauplan der Architekten Erberich und Scheeben aus Köln eingereicht. Am 31. Januar 1927 wird die Genehmigung erteilt. Nun entsteht das Gebäude des Casinos, das wir in Grundzügen heute noch sehen. Bis auf eine Ausnahme: eine 26 Meter lange Kegelbahn mit angegliederter Kegelbude wurde auch gebaut. Der große Saal war aufgeteilt in eine knapp 200 qm große Freifläche und eine Empore. Auf der ca. 75 qm großen Empore standen 4 Tische für je fünf, und vier mit für je sechs Personen. Also war man auf ca. 40 bis 50 Essensgäste eingerichtet. Eine großzügig angelegte Marmortreppe mit schmiedeisernem Geländer führte in die obere Etage.
1930 - Im Gemeinderats-Protokollbuch von Kohlscheid ist vermerkt: Der EBV kann am Casino ein Tennishaus errichten. Dazu kam es wohl nicht. Vorher wurden aber schon Tennisplätze angelegt.
Die Plätze sind auf dem Plan der Stadt Herzogenrath von 2012 noch eingezeichnet.
Der weiße Sport war Ende der 1920er und in den 1930ern Jahren den Betuchten vorbehalten.
Ab 1935 übernahmen die Geschwister Beckers die Gastronomie und die Leitung des Hauses.
1950 übernahm der „Ökonom“ Josef Herzog das „Kasino Laurweg“. Er warb mit: „Bekannt für gute Küche – Angenehmer Familienaufenthalt – 2 Minuten vom Kleinbahndepot“.
An dieser Stelle fügen wir nachträglich (März 2024) einen Beitrag von Karl Heinz Herzog, Sohn von Josef Herzog ein, für den wir uns ausdrücklich bedanken.
Er wurde im August 1939 im Bardenberger Krankenhaus geboren, wuchs im Casino Laurweg mit Schwester und weiteren Verwandten auf. Er wohnte dort bis zum Abriss im Jahr 1954.
Josef Heinrich Herzog sein Vater, war in den 20er und 30er Jahren - neben seiner Ausbildung als Koch und der Fortbildung als Hotelfachwirt in Österreich und der Schweiz – auch im Casino Louisa Würselen-Morsbach, tätig. Denn: der Pächter des Restaurants von Casino Louisa war sein Vater, Christian Herzog (1875-1933)
Im Januar 1939 übernahm der Ökonom Josef Heinrich Herzog mit seiner Ehefrau Maria, die Führung und Verwaltung des Casino Laurweg für Küche und Hotel. Maria Herzog geb. Krings, war eine gelernte Kaltmamsell, ausgebildet im Rheydt'er Hof in Mönchengladbach.
Ein verheiratetes Paar war wohl Voraussetzung für die Pacht-Übernahme von Casino Laurweg?
Mit Beginn des 2. Weltkrieges endeten dann bereits alle schönen Pläne. Am 19. August 1939 wurde Josef Heinrich Herzog zur Luftwaffe Raum Köln eingezogen. Für eine Freistellung hatte er offensichtlich keine besonderen Fürsprecher in der EBV-Verwaltung.
Bis zur seiner Entlassung durch die US-Armee am 12.02.1945, war er in der Kölner Luftabwehr stationiert und durfte nur zu genehmigten Urlauben nach Kohlscheid; dokumentiert im Pass der Wehrmacht.
Von September 1939 bis September 1944 führten die Mutter Maria Herzog, Oma Wilhelmine Herzog und Luise Sieberichs, geb. Herzog, die Küche und das Hotel des Casino Laurweg.
Im September 1944 mussten alle Frauen und Kinder - außer Luise Sieberichs - Kohlscheid verlassen; der Evakuierungsort war Magdeburg. Von September 1944 bis Dezember 1945 war Luise Sieberichs die alleinige Chefin im Casino Laurweg.
Nach dem Einzug der US-Armee in Kohlscheid konnten die Evakuierten wieder zurück.
Meine Erinnerungen an die Zeit 1939 bis 1944
Im Park an der Straßenseite wurde ein Bunker gebaut. Als Kinder durften wir den aber nie betreten; auch nicht nach Kriegsende. Wahrscheinlich wurde er von den Bewohnern der Kaiserstraße bei Alarm genutzt.
Die Bombardierungen bis 1944 verbrachten wir im Bier-Weinkeller des Casinos. Es gab zwei Zugänge. Einen für Bierfässer und Kisten aller Art, allerdings nur über eine Steigeisenleiter und einen elektrischen Fasskran, mit dem die Waren in den Keller transportiert wurden. Dieser Schacht war neben dem Personaleingang und dem Heizungskamin an der linken Seite des Casinos (Sicht von vorne).
Der zweite Eingang war die Treppe hinter der Theke. Beide Eingänge trafen im Vorkeller zusammen.
Bei einem Bombentreffer in diesem Bereich war der angrenzende Keller eine Mausefalle.
Besonders in Erinnerung habe ich die monströse Beerdigungsfeier für ein Parteimitglied. - In einer Prozession, gefühlt das ganze Dorf, wurde ein „hohes Tier" mit Fahnen und Musik zum Friedhof gebracht. Auch der Casino-Park war mit Fahnen geschmückt.
Die Zeit ab Kriegsende
Bei Kriegsende hatte Josef Herzog das Glück, dass die Alliierten einen Koch umgehend zur Arbeit einsetzten und er so im Casino arbeiten durfte.
In den ersten Jahren war die US-Armee für uns das Highlight. Wir Kinder hatten die GI's bereits in Magdeburg erlebt und kannten sie von ihrer guten Seite. Ein großes Ereignis war die gelegentliche Mitfahrt mit den US-Lastwagen in die Eifel um Holz für den Stollenbau zu holen.
Das Casino wurde nur von einer Bombe - rechte Seite, getroffen und beschädigt. Dort war der Nebeneingang und ein zweiter Aufgang in die obere Etage. Alle Einrichtungen wie Küche, Saal, Kegelbahn, Hotelzimmer waren unversehrt.
Die Führungsleute der US-Armee waren zu Beginn im Casino (Hauptgebäude) stationiert und unsere Familie wohnte ab 1945 im Altbau. Dort waren Küche, Vorratskammer, Esszimmer für Personal, Waschküche, Heizung, Keller und das Direktionszimmer für die Prominenz. Auf der ersten Etage waren Schlaf-, Wohn-, Kinderzimmer und Bad. Das Dach war in diesem Teil des Hauses nicht ausgebaut.
Im Hof hinter dem Altbau waren die Tierställe für Hühner, Schweine, Schafe und diverse Geflügeltiere. Der Gemüsegarten und die Tiere ermöglichten wesentlich den Restaurantbetrieb. Hinter dem Casino war die Gärtnerei Geulen, auch ein wichtiger Lieferant für die Küche.
Mit Zunahme der Personen (Mutter und Kinder Gabriel) wurden auch Zimmer im Hauptgebäude benötigt. Ohne die Frauen wäre der Wiederaufbau von Restaurant und Hotelbetrieb sicher nicht gelungen.
Der Casinosaal hatte die Größe einer Turnhalle, er war unterteilt in drei Bereiche. Aus der Sicht der Theke war der rechte Flügel das Restaurant, die Mitte die Tanzfläche mit Empore für die Musiker und der linke Teil, eine höhere Empore, für ,,geselliges Sitzen". Hier war auch der Standort für den Billardtisch.
Von dieser Empore aus ging es zur Kegelbahn und in einen kleinen Sitzungssaal. In späteren Jahren spielte dort die Jugend des EBV-Nachwuchses Tischtennis.
Nach Abzug der Alliierten wurden die oberen Etagen Schritt für Schritt wieder für Hotel u. Wohnungen genutzt.
Luise Sieberichs zog mit Ihren Töchtern unters Dach.
Die Witwe Henriette Gabriel, übernahm in den Jahren 1947 bis 1949 die Pacht für Kantine und Küche des ,,Ledigenheims der Grube Voccart in Straß. Ihre Kinder zogen mit nach Straß. In Küche und Kantine wurde sie gelegentlich unterstützt von meinem Vater.
Während und nach Kriegsende war auch die Gemeindeschwester "Tante Emma" eine Mitbewohnerin im Casino; unsere zweite ,,Mutter und Erzieherin“.
Bier, das "Nahrungsmittel" für das Restaurant, wurde wieder benötigt. In Erinnerung bleibt die Bierkutsche von Degraa. Von Aachen nach Kohlscheid mit dem Pferdegespann, dicke Kaltblüter vorneweg und auf dem Wagen eine Pyramide aus Bierfässern. Das war schon ein Ereignis, zumal wir Kinder auf dem Bock sitzen durften, mitfahren durften wir nicht.
Die Tanzveranstaltungen und die ,,Fastnachtsbälle" sind in den Folgejahren die großen Attraktionen. Für Fastnacht wurde unter der Regie der Gruben-Steiger die Kegelbahn zu einem Bergwerkstollen umgebaut; ein riesiger Aufwand aber ein magischer Anziehungsort für die Gäste.
Großen Zuspruch fanden die Maibälle der Maijungen bei uns im Casino und ihre Umzüge.
In Erinnerung habe ich auch die Fronleichnamsprozession. Die Prozession machte in dieser Zeit noch die große Runde. West-, Roermonder-, Kaiser- und Südstraße bis zur Kirche. Die Hauseingänge wurden festlich geschmückt und alle waren unterwegs.
"Viel Volk" besuchten die Modenschauen - ein Hingucker. Die Models und der gesamte Tross wohnten mehrere Tage im Casino; es gab eine Menge Wirbel im ganzen Haus. Wie aus dem Prospekt der Modenschau ersichtlich, war die ganze ,,Haute Volaute“ der Aachen/Kohlscheider Modefirmen beteiligt.
Das Casino Laurweg fand auch bei der Aachener Tanzschule Heyden großen Anklang. Wer zu dieser Zeit flügge war, lernte hier (vielleicht) das Tanzen.
Das Aachener Zimmertheater war ebenfalls zu Gast und brachte Kultur in die Provinz.
Das Tennisspiel - neue Gäste für Park und Casino - und die Eisbahnen wurden schon erwähnt.
Anfang der 1950er wurde der Westkauf geboren; seine Auswirkungen auf das Casino sind nicht besonders transparent. Befriedigende Informationen zu der Verbindung Casino Laurweg-Westkauf habe ich nicht gefunden. War der Westkauf nur eine Einkaufsfirma für EBV-Kantinen und -Restaurant oder wurden auch die Angestellten übernommen? - Vielleicht war dies schon das Ende der Pacht von Josef Herzog?
Fakt ist: Nach seiner Zeit im Casino Laurweg war er noch für den EBV in der Kantine Siersdorf und im Casino Eschweiler Pumpe tätig und offensichtlich angestellt. In seiner Zeit in Siersdorf hat er des Öfteren im neuen Casino Laurweg im Küchenbetrieb ausgeholfen (Westkauf Mitarbeit ?).
Mit Eintritt in den Ruhestand ging Josef Herzogs Verbindung zum EBV und deren Casinos endgültig zu Ende.
Der Umbau 1954 und die Folgejahre
1953 reichte der EBV dann einen Plan des Architekten Herrmann aus Aachen zum Umbau des Gebäudes ein; 1954 wurde umgebaut.
Für die Küche und die Sanitärräume wurde mehr Platz verwendet. Ein Beamtenzimmer im Erdgeschoß wurde eingerichtet. Im Erdgeschoss gab es jetzt einen „großen“ und einen „kleinen“ Saal und ein Tischtenniszimmer.
Die wohl wichtigste Änderung war die Aufteilung im Obergeschoss. Waren vorher jeweils fünf einfache Zimmer ohne Sanitäreinrichtungen entlang eines Flurs rechts und links für Gäste zur Verfügung, so wurden jetzt zwei großzügige „Gästezimmer mit Bad“ gebaut.
Im Oktober 1954 wurde das Casino wieder eröffnet.
Zur Zeit der Reitveranstaltungen in Aachen wurde der Park immer entsprechend geschmückt Hier leider nur am linken Rand zu sehen.
Foto: Sammlung Heimatverein Kohlscheid
Die prägnante Säule im großen Saal wird das Wahrzeichen der Innengestaltung.
Foto: E. Hallmann
Fotos: Michael Heins
Josef Aretz schreibt: "Beim Umbau wird festgestellt, dass die zwei Schächte der ehemaligen mittleren Anlage Laurwegs noch eingemessen werden können. Der ehemalige Kunstschacht befindet sich links der Kellertreppe, die vom Casinosaal zum Bierkeller führt. Der Schacht ist zwar restlos verfüllt, er wird 1953/1954 aber noch weiter befestigt. Der Förderschacht befindet sich dem heutigen Kücheneingang gegenüber an der Hecke zwischen den Ulmen. ln seinem oberen Teil diente er lange als Sickerschacht für die Abwässer des nördlichen Anlage Laurwegs gehörenden Schächte, sie liegen auf dem Grubengelände an der Kaiserstraße in einem Abstand von ca. 10 m nebeneinander. 1954 werden sie noch unterhalten, weil sie als Ausziehschächte für Laurweg dienen. Betriebsführer auf Gouley - Laurweg ist in der Zeit vom 1. Oktober 1954 bis zum 30. September 1957 Jakob Emondts."
1968 wurde Heinz Koppelkamp Geschäftsführer das Casino
1979 übernahmen Rosemarie und Willi Schöder die Geschäftsführung.
1983 wird im letzterschienenen Adressbuch das Casino noch unter Restaurants aufgeführt.
Dann der große Umbau Ende der 80er Jahre
Überall in Kohlscheid und besonders im Gebiet Laurweg gab es Tagebrüche. So auch am Casino und zwar in großem Maße. Unterhalb der Kegelbahn war ein riesengroßes Loch.
Es stand eine Entscheidung an: Das Casino ganz abreißen, das Loch verfüllen und neu aufbauen, oder verfüllen und den Baukörper sichern. Sehr wahrscheinlich gefiel die alte Ausführung so gut, dass verfüllt, repariert und noch angebaut wurde. Der rechte Anbau, wenn man von vorne schaut, das sogenannte Glashaus, ist völlig neu gebaut worden. So gab es ein neues Besprechungszimmer und einen neuen Konferenzraum. Allerding fiel die Kegelbahn den Bergschäden zum Opfer.
Man setzte also alles daran, diese Vorzeigeadresse zu erhalten und dem Ganzen eine noch eine viel luxuriösere Anmutung zu geben. Das war Mitte der 80er Jahre.
Im Zuge dieser Veränderungen änderte man auch den Namen. Das Restaurant und das Haus hießen jetzt
-Parkrestaurant Laurweg-
Foto: E. Hallmann;
Damit von der Kaiserstraße der Namen des Restaurants zu erkennen ist, setzte man diese monumentale marmorne Anzeigetafel auf. Für Kenner ist auch das runde EBV Emblem zu erkennen.
Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man eines der Beamtenhäuser und die Ecke des TPH ist zu sehen.
Fotos Casino mit Glashaus aussen und innen: Michael Heins,
Foto neuer Besprechungsraum mit geschwungener Decke, Wandgestaltung und maßgefertigter Anrichte (Fußboden verstaubt): E. Hallmann
1998 Restaurierung
Im Jahr 1998, wurde das Casino restauriert. Einigen Herren des EBV gefiel die Gestaltung des neueröffneten Kohlibri in Aachen so gut, dass sie das dort tätige Architektenduo Präger & Gysin aus Zürich beauftragten, dem Casino neuen Glanz zu geben. Die Arbeiten führte größtenteils der Kohlscheider Malermeister Josef Vankann aus.
Ende des Jahres 2003 traf der EBV eine grundlegende Entscheidung. Der Betreiber des Casinos ist nicht mehr als Geschäftsführer dem EBV unterstellt, sondern das Casino wird verpachtet. Diese Entscheidung zeigt die Richtung für die gesamte Umstrukturierung des EBV. Neuer Pächter war Michael Herff der bis dahin erfolgreich ein Restaurant in Herzogenrath-Wildnis führte.
2004 erfolgte die Fusion der beiden Kohlscheider Tennisclubs. Am Casino wird nicht mehr gespielt.
Das Casino war immer etwas Besonderes
Der Standort
Nach unten hin verläuft die Roermonder Straße. Das Depot für die Kleinbahn war ca. 300 Meter entfernt. In der Kaiserstraße gegenüber war das große Gelände der Betriebstätten Laurweg. Weiter höher entstand 1908 das Bürgermeisteramt.
In der Nähe entstanden die Beamtenhäuser Kaiserstr. Nr. 88 bis 94 und die Vennebusch-Villa Nr. 67a.
Die Kaiserstraße bekam 1905 ein Gleis der Kleinbahn. Die Linie 29 ging von Depot bis Markt. Für die Besucher war das Fortschritt zum Ansehen. Nach dem Krieg fuhr die Linie 16 wieder ab Dezember 1945.
Den Besuchern der Grubengesellschaft wurden sicherlich mit Stolz die gegenüberliegenden ausgedehnten Produktionsanlagen gezeigt.
Gegenüber gab es aber auch die Brikettfabrik. Von dem Staub und dem Geruch erzählen die alten Anwohner der Weststraße sowie auch der Kaiserstraße heute noch. Wie wurde das Casino mit dieser Belästigung fertig? Wurde der Dreck durch den Park vom Casino ferngehalten? Wer kann dazu eine Aussage machen? Bitte schreiben Sie uns.
In der Nähe lag an der Roermonder Straße das renommierte Hotel "Villa Wilsberg". Die Räumlichkeiten waren außergewöhnlich geschmackvoll und prunkvoll mit Möbeln, Ölbildern und Teppichen gestaltet. Natürlich waren nicht alltägliche Speisen im Angebot. In den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts feierten dort die hochgestellten Herren aus Verwaltungen und Unternehmen mit ihren Familien Hochzeit, Geburtstagsfeiern, Beförderung usw.
Das Haus und der Park
Das Casino war schon sehr früh mit viel Glas gestaltet. Für die Gäste im Haus eine sehr angenehm helle, lichte Atmosphäre. Sie waren vor neugierigen Blicken durch den Park geschützt.
Vorbeigehende Passanten empfanden das freistehende Haus mit dem guten Ruf als unnahbar und für Unbefugte als nicht zugänglich. Hinzu kommt die Einbettung in den großzügigen Park. Keine hohe Mauer und kein Zaun hält Besucher davon ab, ein zu treten. Aber irgendwie wird doch die Botschaft ausgestrahlt - hier gehörst du nicht hin -. Die aufgestellten Skulpturen weckten bei manchen Neugierde, bei vielen wurde aber die Abgrenzung dadurch verstärkt.
Und doch bemerkten die Kohlscheider beim Vorbeigehen die nicht alltäglichen Bäume. In flüchtigen Erläuterungen ist die Rede von „exotischen Bäumen, teilweise mit roten Blättern, die aber den hiesigen Winter überstehen“. Sie werden als sehr wertvolle Bäume beschrieben.
Foto: Sammlung Heimatverein Kohlscheid
Foto: E. Hallmann
Die Gäste
Zuerst also waren die Werktätigen der Vereinigungs-Gesellschaft und des EBV die Gäste der Mittagsausgabe.
Dann kam die Nutzung als öffentliches Restaurant. Hier stand man mit der Villa Wilsberg in Konkurrenz. Der EBV sorgte auf Dauer für die „richtigen“ Gäste. Die Beamten und die Kohlscheider Geschäftsleute wussten, wo sie hinzugehen hatten. Unter anderem war deshalb für die Villa Wilsberg Mitte der 30 Jahre das Ende besiegelt.
Nach dem Umbau 1954 wurde die Trennung nach Erdgeschoss und erster Etage deutlich dokumentiert.
Im Erdgeschoß waren zahlungskräftige Besucher des Restaurant und der Feste willkommen. Das Haus mit seinen erstklassigen Einrichtungen bot dem gehobenen Publikum den Rahmen für persönliche Feste und Feierlichkeiten. Kohlscheider Vereine, die sich veranlasst fühlten, eine besondere, großartige Feier für ihre Mitglieder und Freunde des Vereins zu halten, buchten das Casino. Vorrang hatte aber immer der „Beamtenverein“ des EBV.
Früher wurden im Bergbau die leitenden Angestellten Beamte genannt.
Die leitenden Angestellten im Bergbau waren Grubenbeamte. Das waren z.B. die verschiedenen Steiger, die Aufsichtsfunktionen wahr nahmen; dem Obersteiger unterstanden sämtliche Arbeiternehmer und Grubenbeamten. Ihr Rang war dem der Staatsbeamten vergleichbar. Durch den Beamtenstatus wird ja die Pflicht zur Verantwortung und Loyalität begründet. Diese Verpflichtung wurde unter anderem durch die Verbundenheit mit dem Casino dokumentiert. So hieß es in Beamtenkreisen „unser Casino“.
Diese Beamten trafen sich unregelmäßigen zu Zusammenkünften im Beamtenzimmer. Das Casino war, in England würde man sagen, das Clubhaus.
Wie hoch das Beamtenwesen angesiedelt war, zeigt eine Kostenaufstellung von Neulaurweg 1844. An „Beamtenbesoldung“ werden 2298 Taler und für „Wochen und Schichtenlöhne“ 23344 aufgeführt. Für die Beamten, die man heute in einem Betrieb Management nennt, wurden also = 9 % der gesamten Personalkosten aufgewandt.
Unten waren das Restaurant und das Beamtenzimmer, aber besonders wichtig war das Casino als Gästehaus für Besucher der Bergbau-Gesellschaften.
Das Obergeschoß war nur für die Manager der Vorstandsebene und für Gäste des EBV zugänglich und reserviert. Übernachten durfte dort noch lange nicht jeder. In EBV Kreisen sprach man nur von der "Belle Etage"
Ein Manager aus der obersten Führungsriege erinnert sich:
"Bei dem Besuch des Bundeskanzlers Schmidt war ich dabei. Die Grubenfahrt haben wir auf Anna gemacht und anschließend wurde oben im Casino zu Abend gegessen. Der Ministerpräsident von NRW, Johannes Rau war auch mal unser Gast. Ganz oft war der Kölner Regierungspräsident Antwerpes hier, der hat als Hobbywinzer natürlich den Weinkeller probiert und dabei unsere guten Zigarren genossen.
Wir haben da oben alle großen Essen mit den Politikern gehabt, mit dem Aufsichtsrat, mit den Besuchern der Arbed. Die Arbed-Leute haben in den Gästezimmern übernachtet."
Mit Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte man eine angesehene Reputation und gleichzeitig eine Bestätigung der Bedeutung der „Belle Etage“.
Ein anderer erinnert:
"Für den Besuch des damaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen wurde sogar aufwendig umgebaut und alles vorbereitet. Gerhard Schröder war auf dem Sprung Kanzler zu werden. (von 1990 bis September 1998 Ministerpräsident von Niedersachsen) Wir hatten überall Beteiligungen. Unter anderem besaßen wir Gießereien im Harz. Schröder wollte nun, dass wir auch die restlichen Gießereien, denen es gar nicht so gut ging, übernehmen. Alle waren auf den Mann gespannt und er sollte auch in der Belle Etage nächtigen. Die Belle Etage fand aber gar nicht die Aufmerksamkeit, die man sich erhoffte; Schröder war nur in einem der Zimmer, um ein Hemd vor dem Abendessen zu wechseln. Übernachtet hat er nicht dort."
"Belle Etage"
Wie erwähnt, gibt es den separaten Eingang links am Gebäude zur ersten Etage. Eine rosarötliche Marmortreppe führt nach oben. Der Blick fällt unmittelbar auf das große Wandgemälde im Stil der holländischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Das Motiv hat gelinde gesagt, im Entferntesten nichts mit Bergbau zu tun. Im Salon gab es eine kleine Cocktailbar. Links geht es zu dem Tagungsraum und zum Speisezimmer. In dem Wandbild ist eine "Tapetentür". Dahinter befinden sich die Sanitärräume und die beiden großzügigen Gästezimmer mit Bad. Diese Zimmer waren ausgestattet mit maßgefertigten Möbeln und Betten aus dem damals besten Aachener Haus Woitschetzki.
Gegenüber dem Wandbild geht es zum Kaminzimmer. Hier wurden Zigarren geraucht. Oberhalb der Verbindungstür ist ein schönes kleines Ölgemälde. Es zeigt die "Allegorie der Skulpturen". Die gesamte Ausstattung wie der Parkett-Fußboden, die Treppe, die Wände, alles war vom Teuersten und Besten.
Die folgenden Bilder zeigen die Situation nach der Stilllegung. Mittlerweile wurde das Gebäude leider von Vandalen heimgesucht. Es wurde viel zerstört. Das Wandbild wurde mit schwarzem Ölstift großflächig bekritzelt.
Aufräumarbeiten hinterließen staubige Böden und Wände.
Die Fotos Treppe bis Putten: E. Hallmann, Fotos Durchgang zum Kaminzimmer und Raucher Longe: Michael Heins
Das Casino wurde 1966 mit einem Michelin Stern ausgezeichnet
Die ersten 66 Sternerestaurants in Deutschland
Im Jahr 1966 zeichnete Michelin die ersten Restaurants in Deutschland mit einem Stern aus. Insgesamt 66 Häuser erhielten das begehrte Prädikat
Ort | Haus | Bundesland |
Aachen | Haus Cockerill | NW |
Aachen/Kohlscheid | Casino Laurweg | NW |
Baden-Baden | Stahlbad | BW |
In der Liste erscheint das Casino an zweiter Stelle durch die Nennung unter Aachen / Kohlscheid.
Der Chefkoch war übrigens Herr Petri.
Im Casino wurde immer gespeist, getagt und gefeiert
Kaisers Geburtstag
Die Beköstigung der Bergleute ging bis mindestens 1896. Wir erinnern, Nikolaus Krahé erhielt 1896 die erste Ausschank-Konzession als Bier- und Weinwirt.
Elf Jahre später muss es eine große Küche und einen großen Stab an Küchen- und Servicepersonal gegeben haben. Es wird nämlich von dem Festessen anlässlich Kaisers Geburtstags - Wilhelm II - am 25. Januar 1908 berichtet.
Alle Bürger waren eingeladen. Die Teilnahme war von einer vorherigen Anmeldung abhängig, die im Bürgermeisteramt, bei den Polizeisergeanten oder im EBV - Casino Laurweg erfolgen musste. (ob selektiert wurde?)
Die in Aachen gedruckten Tischkarten geben die Speisefolge an:
Pastetchen –
Schildkrötensuppe -
Zander mit Kartoffeln - holländischer und Buttertunke –
Coburger Schinken mit Sauerkraut und Kartoffelbrei –
Brüsseler Masthuhn - mit eingemachten Früchten und Salat-
Chartreuse-Pudding –
verschiedene Käse- Obst- Nachtisch
Das Essen kostete 3,00 Mark.
(Zum Vergleich: 1910 kostete ein Liter Bier 22 Pfennige. Ein Kilo Salz =25 Pfennige, ein Kilo Brot = 30 Pfennige, ein Liter Cognac = 1,80 Mark. Anständige Halbstiefel kosteten 12 Mark. Ein Schneidergeselle verdiente 15 Mark; ein Maurer 26 Mark; ein Tischler 24 Mark die Woche bei 10 Stunden/Tag.)
Dieses Festessen 1908 war sicherlich die beste Werbung für das Restaurant bis zum ersten Weltkrieg. Nach dem sich die anfängliche Kriegs-Euphorie der ersten Kriegsmonate gelegt hatte, wurde alles was außergewöhnlich war, zurückgefahren.
Danach, in den 20er Jahren, hörte man sicherlich auch in Kohlscheid von dem extrem ausschweifenden Treiben in der Hauptstadt. Hier sah die Wirklichkeit aber anders aus. Kohlscheid litt unter der belgischen Besatzung. Die Grundversorgung war äußerst dürftig.
Bekannt ist nur eine Tagung der Handelskammer 1922 im Casino.
Der „interalliierten Kommission der Rheinlande“ mussten alle Vereine und deren Sitzungslokale gemeldet werden. 1921 stehen für das Casino der „Beamtenverein Geselligkeit“, der „Kegelclub Geselligkeit“ und der „Kegelclub Alle Neun“ auf der Liste. Das war auch äußerst dürftig. Aber wir sehen, das Casino bestand weiterhin.
Das Casino war zwar nach dem Umbau 1927 wieder die erste Adresse für gesellschaftliche Ereignisse, aber erst nach dem Abzug der Belgier im November 1929 gab es allmählich wieder solche gesellschaftlichen Ereignisse.
Die Zeit vor dem Krieg
1930 ging es „bergauf“. Der Arbeitsdienst und der Bergbau produzierten und die KohIscheider hatten wieder zu essen und zu „leben“. Das gesellschaftliche Leben veränderte sich auch.
1931 entwickelte sich der KBC sportlich mit einer Handballmannschaft weiter und im Oktober feierte man das 18. Gründungsfest. Vorher aber hatte der Kohlscheider Ballspiel Club (KBC) im August 1931 im Casino einen Herrenabend.
Der Männergesangverein Eintracht (MGV) veranstaltete im August 1931 mit der 45 Mann starken Harmonie St. Aemilian aus Bleierheide in den Gartenanlagen des Casinos ein Sommerkonzert. Wegen der schlechten Witterung fand es innen statt. Die Zeitung schrieb: „Nach einer Begrüßung mit der holländischen Nationalhymne spielte die Harmonie mit Schneid das Deutschlandlied.” Das Fest endete mit der Absichtserklärung, künftig grenzüberschreitende Musik- und Gesangfeste zu fördern.
Der KSV wollte nicht zurückstehen und feierte 1933 im Casino Laurweg sein 6 jähriges Bestehen. Auszug aus der Festbeschreibung: "Die Deutschlandstaffel des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA), hier: Teilstaffel Essen - Aachen, trifft gegen 19.30 Uhr in Pannesheide ein; KSV- Läufer bringen die Fackel nach Richterich. Der KSV gedenkt bei seiner Feier im Casino der Brüder und Schwestern im Ausland, dabei wird die Staffelbotschaft verlesen. Es spricht der Vereinsführer ernste Worte über den Sportgeist der neuen Zeit und legt für den KSV ein offenes Bekenntnis des deutschen Sportlers zum Vaterland und zu seinen nationalsozialistischen Führern ab.
Nicht genug damit; im Oktober 1933 veranstaltete der KSV im Casino einen bunten Abend mit einem anspruchsvollen musikalischen Programm. Karl Sonn dirigierte den MGV Eintracht. Der erste Teil des ernsten Programms endete mit dem Deutschland-Lied.
1935, im Januar, wurde im Casino der Abschluss eines Hauerkurses festlich begangen; die Räume waren mit den Symbolen der Deutschen Arbeitsfront geschmückt. Der EBV stiftete Tabakwaren und Getränke. Eine Sammlung für das Winterhilfswerk erbrachte 14,50 RM.
Und so ging es weiter; das Casino wurde genutzt, um die Gesinnung hoffähig zu machen.
Über die Entwicklung während der Kriegsjahre liegen leider keine Berichte vor.
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Die Aufbaujahre
Im Oktober 1948 gab es im Kasino die erste Modenschau für Kohlscheid. Das Werbe- und Programmblatt ist sehr lesenswert. Es stellt für Kohlscheid ein Stück Zeitgeschichte dar. Kohlscheider Firmen legen sich richtig ins Zeug. Es schlägt die Stunde der positiv eingestellten Menschen, die etwas unternehmen. Sehen Sie selbst.
1950 hielten die Scheeter Maijonge ihren Maiball im Casino ab. In den Augen der anderen Maijungen waren damit die Kohlscheider "de Scheeter Heere" oder treffender charakterisiert, "de Nackse" (die Angeber).
In den ersten Jahren nach dem Krieg, so berichtet meine alte Freundin, „gingen die Furchtlosen sonntags nachmittags zum Tanzen ins Casino. Zu essen gab es bei der Oma Herzog in der Küche Kartoffelsalat und Würstchen. Musik machten, wie immer und überall zu dieser Zeit, Musiker mit verschiedenen Instrumenten und mit unterschiedlichen Repertoire Kenntnissen, die sich in Eile zusammengefunden hatten; aber es ging wunderbar“.
Mitte der 70er Jahre bis in die 80er hinein wurden im Casino um die Karnevalszeit mehrere Veranstaltungen abgehalten. Legendär waren die Bälle am Karnevalssamstag, -sonntag und Rosenmontag. Veranstalter waren der MGV und der Beamtenverein. Das waren die einzigen Veranstaltungen des Beamtenvereins im Jahr.
In den folgenden Aufbaujahren nach dem Krieg war das Casino eine der ersten Anlaufadressen für bestes Dinieren. Nicht nur Kohlscheider, die es sich leisten konnten, sondern auch solche aus dem weiteren Umland, kamen mehr oder weniger regelmäßig zum Essen. Beliebt waren der Samstagabend und der Sonntagmittag. Bei diesen Gelegenheiten wurden natürlich Verbindungen geknüpft und auch Geschäfte eingeleitet.
In den 1980er Jahren war das Küchen- und Serviceteam des Casinos auf dem Stadtfest vertreten. Für Kohlscheid neu, war ein langes Buffet mit ausgefallenen Speisen vor der Volksbank aufgebaut. Meeresfrüchte, Fisch- und Fleischspezialitäten wurden präsentiert und angeboten.
Es kamen glanzvolle Jahre des Casinos. Gourmet-Preis-Verleihungen, Küchenpartys und kulinarische Soireen waren Highlights, an die sich die Gäste gerne erinnern. Als gelernter Gastronom und Sommelier kannte Willy Schöder sich in Gastronomie und Eventgestaltung bestens aus. Herausragende Feste wie Jubiläen, Hochzeit, Kinderkommunion und auch Begräbniskaffee wurden, wenn man es sich leisten konnte, im Casino gefeiert.
Das große Ziel
Dann kam der Richtungswechsel beim EBV. Die Eigentümerverhältnisse wechselten mehrmals. Das Casino sollte jedesmal noch mehr glänzen.
Zu allerletzt hatten die damaligen Macher das ambitionierte Ziel, das Parkrestaurant in den Himmel der Sternerestaurants zu heben. Man fand einen sehr engagierten Betreiber. Er sollte dem Restaurant den Feinschliff geben und die Qualität herbeizaubern.
So fand man auf der Karte Entsprechendes. Für Normalsterbliche, ausgefallene Menus wie:
zur Vorspeise: Spinat-Poulardentoertchen mit Entenbrust auf Preiselbeerschaum und Nüsschensalat
die Suppe: Veloute von Blattspinat und leicht gebratenem Eglifilet
das Fleischgericht: Medaillon vom Rinderfilet mit sautierten Steinpilzen auf Sauerkraut-Risotto an einer Portweinjus
das Fischgericht: Forellenfilet in Weißwein pochiert auf Staudenselleriegemüse dazu eine grüne Sauce und Schwenkkartoffeln
zum Nachtisch: Korinthenpudding mit eingelegten Rumpflaumen an einer Vanille - Mandel - Nage
Das Ganze war großzügig aufgezogen. Nur ein Aspekt um zu zeigen, wie aufwendig und luxuriös die Sache gestaltet wurde: Es gab einen Car-Man für die Parkangelegenheiten; der Gast gab ihm also die Autoschlüssel und er parkte den Wagen.
Letztendlich scheiterte es doch am qualifizierten Personal und sicherlich auch an den Kosten; und so ist nie etwas aus dem Stern geworden.
Schlußbetrachtung
Gästehaus, Clubhaus, Rahmen für wichtige Tagungen und Entscheidungskonferenzen, abgeschottet von der Öffentlichkeit und dennoch auf dem Präsentierteller, das und vielleicht noch mehr, war das Casino Laurweg bzw. das Parkrestaurant Laurweg.
Für den EBV und seine Chefs war es während all der Jahre ein geliebtes Vorzeigeobjekt. Für das Casino war nichts gut genug.
Es war immer ein großes Zuschussobjekt.
Für einige Kohlscheider galt es als Prestige, im Casino zu verkehren.
Und jetzt - jetzt ist man in Kohlscheid gespannt, was draus wird. (im Frühjahr 2021)
Wünschen wir dem neuen Eigentümer gutes Gelingen für sein Vorhaben und für die Kohlscheider weiterhin einen ansehnlichen Park und ein schönes Haus.
Nachtrag
Dank
an Heinz Maas, der vieles recherchiert und kontrolliert hat,
an Michael Heins für die Fotos und Informationen,
an einige ehemalige Verantwortliche des EBV für ihre Informationen und Hinweise
an Josef Vankann für viele Informationen
an Mitglieder des Arbeitskreises Heimatkunde aus dem Heimatverein Kohlscheid
an Marianne Schülke, die mit Geduld den Text redigiert hat.
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Lieber Erich,
ich habe soeben den Artikel über das Casino Laurweg gelesen. Sehr gute Arbeit.
Eine kleine Geschichte steuere ich gerne bei.
In den 1960er Jahren fanden im Casino Laurweg alljährlich die legendären Silvesterbälle statt.
In Begleitung meiner Eltern und meines Bruders (ich war erst 15 bzw. 16 Jahre alt) habe ich Mitte der 1960er Jahre zwei Mal an dieser Veranstaltung teilgenommen. Nach einem vorzüglichen Abendessen spielte eine Kapelle (meines Wissens bestand sie aus Mitgliedern der bekannten Bergmannskapelle – spielte auch beim Reitturnier in Aachen) zum Tanz auf. Höhepunkt des Abends war allerdings das Absingen des Bergmannsliedes „Glückauf, Glückauf der Steiger kommt“! Dazu versammelten sich alle männlichen Gäste auf der erhöhten Tanzfläche kurz vor 12 Uhr. Mit lautstarkem Absingen aller Strophen (Texte wurden verteilt) wurde das alte Jahr verabschiedet und das neue Jahr begrüßt. Besonders laut und mit Nachdruck wurde die Zeile „…und er hat sein Leder vor dem Arsch bei der Nacht“ gesungen!
Herbert Römer
Herbert, danke für die schöne Geschichte, Erich
Hallochen,
ich bin im Februar vor 10 Jahren von Wuppertal nach Kohlscheid gekommen und wohne seit einiger Zeit unmittelbar neben dem Casino. Ich habe mich immer gefragt, warum dieses schön gelegene Gebäude mit dem wunderbaren Park, den großen Parkplatz so brach liegt und nur noch für Hundebesitzer interesssant ist.
Ich habe gerade diesen tollen Bericht über die Entwicklung des Hauses gelesen und bin erstaunt und froh, dass sich nun im Jahr 2021 etwas im Haus und im Parkgelände tut.
Noch weiss ich nicht was da entstehen wird aber es ist schön zu wissen und zu sehen, dass dieses tolle Gebäude nicht noch mehr verfällt.
Vielleicht kann ich ja demnächst mal da toll essen gehen, einen runden Geburtstag feiern oder werde in den Räumlichkeiten im Alter betreut ? Ich bleibe gespannt !
Lieber Herr Hallmann,
vielen Dank für diesen schönen Bericht.
Mein Schwiegervater war Bergingenieur beim EBV, daher war das Casino für die Hochzeitsfeierlichkeiten mit der Familie „gesetzt“ (und ich möchte nicht wissen, was das seinerzeit gekostet hat. Die Feier mit dem erweiterten Freundeskreis hat dann an anderem Ort deutlich legerer stattgefunden).
Meine Frau und ich haben unseren jährlichen Hochzeitstag im Casino gefeiert, bis das Casino schließen musste. Falls sich da also jetzt etwas Neues ergeben würde, könnten wir in Erinnerungen schwelgen ;-).
Mit einem herzlichen Glückauf
Rüdiger Vermöhlen
Danke Herr Vermöhlen für die Anerkennung. Und noch etwas,
Danke dafür, dass Sie den alten ehrwürdigen Gruß – Glückauf – benutzt haben.
Eigentlich gehören Glückauf und Kohlscheid ja zusammen, wie Pott und Deckel.
Glückauf
Erich
Hallo,
wie ich grade beim Vorbeifahren gesehen habe, wird da ja momentan fleissig gebaut.
Weiß denn jemand was da entsteht?
Von dem schoenen Park scheint ja ziemlich viel zubetoniert.
VG,
Martin F.
Hallo Martin,
ich bleíbe dran und werde berichten, wenn es mehr abgesicherte Informationen gibt.
Erich Hallmann